Vor Kurzem stellten Alice Bota, Khuê Pham und Özlem Topçu ihr Buch »Wir neuen Deutschen. Wer wir sind, was wir wollen« in der Akademie des Jüdischen Museums Berlin vor. Mit etwa 100 Besucherinnen und Besuchern diskutierten die drei Zeit-Journalistinnen, was Deutschsein im 21. Jahrhundert bedeuten kann. Im Vorfeld der Veranstaltung stellten wir den drei Autorinnen mehrere Fragen, unter anderem: »Was hat Sie dazu bewogen, dieses Buch zu schreiben?« Sie antworteten:
»Wir drei sind Kolleginnen. Alle drei Politikredakteurinnen. Alle drei Kinder von Ausländern. Wir haben festgestellt, dass wir zwar dennoch sehr unterschiedlich sind, aber eines gemeinsam haben: Eine Wut auf jene, die uns sagen wollten, wer wir sind. Mit dem Buch wollten wir uns diese Wut von der Seele schreiben, uns selbst benennen und unsere Familiengeschichten teilen. Wir wollten aufzeigen, dass Geschichten von Einwanderern nicht immer nur von Scheitern handeln, sondern auch davon, dass gebrochene und gemischte Biografien und Identitäten auch zu persönlichen Erfolgen führen können.«
Das 2012 erschienene Buch wurde weithin wahrgenommen und positiv rezensiert. Anna Reimann resümierte beispielsweise auf Spiegel online:
»›Wir neuen Deutschen‹ zeigt, dass ihre ›hybride Identität‹ – so nennen die Autorinnen ihre Biografie zwischen zwei Ländern – das Leben eben nicht nur manchmal schwerer macht, sondern auch zu mehr Reflexion über das jeweils andere führen kann. Zu mehr Position, zu mehr Haltung.«
Angesichts dieses Medienechos fragten wir uns und die drei Journalistinnen: »Gibt es etwas, dass Sie in Ihrem Buch bewusst ausgeklammert haben?«
»Wir wollten kein weiteres Buch über Integration, Rassismus, Geburtenraten und Bildungsschwierigkeiten bei Migranten schreiben. Wir wollten ein Gefühl der Entfremdung beschreiben, das eine neue, junge Generation von Einwandererkindern prägt.«
Die Buchvorstellung von »Wir neuen Deutschen. Wer wir sind, was wir wollen« war die zweite Veranstaltung in der Reihe »Neue deutsche Geschichten«, mit der wir anhand von Biografien die Geschichte und Gegenwart Deutschlands als Migrationsgesellschaft beleuchten wollen. Entsprechend dem Reihentitel wollten wir von den Autorinnen wissen: »Warum ist Ihre Geschichte eine ›neue deutsche Geschichte‹?«
»Weil wir hier aufgewachsen sind, sind wir deutsch. Da aber unsere Eltern Ausländer sind und ein großer Teil unserer Familie im Ausland lebt, verkörpern wir auch noch etwas anderes. Etwas Neues. Daher ist unsere Geschichte eine neue deutsche Geschichte.«
Die Veranstaltungsreihe setzt an dieser Stelle an: Obwohl etwa 20 % der Einwohnerinnen und Einwohner dieses Landes einen sogenannten Migrationshintergrund haben, sind ihre Erfahrungen bislang kaum im öffentlichen historischen Bewusstsein präsent. Daran wollen wir etwas ändern und stellen am 20. März 2014 als nächstes das Buch »InderKinder. Über das Aufwachsen und Leben in Deutschland« vor.
Yasemin Shooman, Akademieprogramme Migration und Diversität