Veröffentlicht von am 8. November 2017 0 Kommentare

Die Liebe zu den Katalogen

Ein Gespräch mit dem Kunsthistoriker, Rabbiner und Literatursammler Drs. Edward van Voolen

Seit mittlerweile dreieinhalb Jahren unterstützt der Kunsthistoriker und Rabbiner Drs. Edward van Voolen das DFG-Projekt, durch das sich unsere Bibliothek zu einer Forschungsbibliothek für jüdische Kunst entwickelt, mittels großzügiger Schenkungen aus seiner Privatsammlung. Inzwischen sind über 500 Publikationen aus dem Bereich Kunst und materielle Kultur des Judentums zusammen gekommen.

Edward van Voolen; Foto: privat

Herr van Voolen war 35 Jahre lang Kurator am Jüdischen Historischen Museum in Amsterdam und ist als Rabbiner in Deutschland tätig. Seit 2003 unterrichtet er am Abraham Geiger Kolleg der Universität Potsdam und publiziert regelmäßig über jüdische Religion, Kunst und Geschichte.

Lea Weik hat ihm einige Fragen zu seiner Sammelleidenschaft und seiner umfangreichen Schenkung  gestellt:

Lieber Herr van Voolen, wie sind Sie auf das Projekt aufmerksam geworden und was hat Sie bewogen, gerade unsere Bibliothek zu unterstützen?

Als meine Kollegin Inka Bertz mir von dem Projekt erzählte, war ich sofort begeistert, denn ich schätze die Ressourcen der Bibliothek sehr. Als Kurator habe ich regelmäßig Leihgaben aus der Sammlung bekommen und war beeindruckt von der Freundlichkeit, der Fachkenntnis und dem Engagement der Mitarbeiter.

Seit wann sammeln Sie Literatur und was sind Ihre Sammelschwerpunkte?

Meine Eltern besaßen viel fremdsprachige Literatur. Schon als Teenager habe ich selber angefangen Bücher zu sammeln: Franz Kafka, Joseph Roth und Stefan Zweig, die noch immer zu meinen Lieblingsautoren gehören. Mit meinen Eltern habe ich schon als Kind Museen besucht und so sind Kunstkataloge früh ein Schwerpunkt geworden. Dank meiner Bekanntschaft mit dem Grafikdesigner Pieter Brattinga habe ich ein Faible für graphische Gestaltung entwickelt. In meiner Studienzeit habe ich dann für Max Gans gearbeitet, einen der wichtigsten Privatsammler von Hebraika und Judaika in den Niederlanden.

Für wen sind die Bestände der Bibliothek aus Ihrer Sicht besonders interessant?

Eine wahrhafte Schatzkammer: wirklich für alle, die sich überraschen lassen möchten von der Vielseitigkeit der jüdischen Kunst, Kultur und Geschichte – alt und jung! Oft finde ich dort Bücher, die es in keiner anderen Bibliothek in Berlin-Brandenburg oder überhaupt in Deutschland gibt.

Heute werden immer mehr Bücher digitalisiert – auch die Bibliothek des Jüdischen Museums Berlin geht diesen Weg, z.B. mit der Digitalisierung der Soncino-Sammlung. Was halten Sie als Buchliebhaber davon?

Es ist total wichtig, seltene und besondere Bücher zu digitalisieren, damit sie für eine breite Öffentlichkeit zugänglich werden. Beispielsweise würde ich mir die Digitalisierung illustrierter jüdischer Kinderbücher wünschen.

Kataloge der Lieblingskünstlerin Edward van Voolens in unserer Bibliothek; Foto: Jüdisches Musem Berlin

Haben Sie eine*n Lieblingskünstler*in?

Die israelische Multimedienkünstlerin Yael Bartana (1970), die in Amsterdam, Berlin und Tel Aviv lebt. Ich bin wirklich angetan und beeindruckt von ihren Themen.

Welche Aspekte im Bereich der jüdischen Kunst, visuellen und materiellen Kultur halten Sie für besonders relevant?

Ich lasse mich immer wieder neu überraschen von jüdischen Künstler*innen und Autoren*innen, die unsere Zeit reflektieren: die sich beschäftigen mit den großen Themen der Identität, des Unterwegseins und der Suche nach einem Zuhause in einer unsicheren Welt.

Das DFG-Projekt läuft Ende dieses Jahres aus. Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Bibliothek?

Eine weitere Digitalisierung, eine Vernetzung mit anderen Sammlungsbeständen und eine digitale Database über Orte und Personen – aber das ist mit dem Online-Portal »Jewish Places« ja bereits auf dem besten Weg. Und ich sammele weiter für das Museum!

Lea Weik ist gespannt, welche papiernen Schätze Edward van Voolen in Zukunft noch bergen wird.

Alle Publikationen, die Herr van Voolen unserer Bibliothek geschenkt hat, finden Sie hier.

 

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