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Die Artur-Brauner-Sammlung in unserer Bibliothek

Schwarz-Weiß-Fotografie: Artur Brauner steht inmitten anderer Trauergäste, er hält die linke Hand an sein Kinn und winkelt den rechten Arm an

Artur Brauner auf der Trauerfeier für Heinz Galinski am 24.07.1992, Fotografie von Michael Kerstgens; Jüdisches Museum Berlin

Die Mediathek in unserem Lesesaal präsentiert einen Ausschnitt aus dem Werk eines der erfolgreichsten Filmproduzenten der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte. Artur Brauner wurde 1918 in Lodz als Abraham Brauner geboren. 1940 flüchtete er in die Sowjetunion und kam wie Hunderttausende polnischer Jüd*innen nach Kriegsende in die westliche Besatzungszone Deutschlands. Im zerstörten Nachkriegsberlin gründete er 1946 zusammen mit seinem Schwager Joseph Einstein die Filmgesellschaft Central Cinema Company (CCC). 
 

Übersichtsplan mit allen Gebäuden, die zum Jüdischen Museum Berlin gehören. Die W. M. Blumenthal Akademie ist grün markiert

Wo

W. M. Blumenthal Akademie, Bibliothek
Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 1, 10969 Berlin 
Postanschrift: Lindenstraße 9-14, 10969 Berlin

Obwohl er zunächst über keine Lizenz zur Film­herstellung verfügte, begann Brauner noch im selben Jahr mit der Produktion eigener Filme. Nach dem Lustspiel Herzkönig konnte er 1947 mit Unterstützung der sowjetischen Militär­verwaltung den künstlerisch anspruchs­vollen Film Morituri herstellen, der sich mit dem national­sozialistischen Vernichtungs­antisemitismus auseinander­setzt. Beim Publikum stieß der Film auf Ablehnung, teilweise sogar auf Proteste, die Besucher­zahlen blieben weit hinter den Erwartungen zurück.

Trotz dieses finanziellen Misserfolgs begann damals Brauners Aufstieg. Er wurde zu einem der führenden Film­produzenten der Bundesrepublik Deutschland. In den Folgejahren produzierte er selbst knapp 250 abend­füllende Spielfilme, viele davon in den eigenen Studio­hallen, die er ab 1950 in einer ehemaligen Versuchs­anstalt für chemische Kampf­stoffe in Berlin-Haselhorst aufbaute. In den Hallen wurden bis in die 1970er Jahre kontinuierlich CCC-Film- und Fernsehproduktionen sowie Projekte von Fremd­firmen realisiert.

Brauners Filmschaffen spiegelt das Spektrum des bundes­deutschen Films der ersten Nachkriegs­jahrzehnte: Es wurde von leichten Unterhaltungs­filmen dominiert und wandte sich eher selten ernsten Themen zu. Die CCC produzierte Heimatfilme und Komödien ebenso wie Krimis, Erotikfilme, Historien­dramen und Abenteuer­filme. Immer wieder engagierte Brauner mit Fritz Lang und Robert Siodmak Regisseure, die nach 1933 emigriert waren.

Seit dem Beginn seines Wirkens in Berlin trat Brauner in der Öffentlichkeit selbstbewusst als Jude auf und engagierte sich in vielfältiger Weise für und im Staat Israel. Anknüpfend an Morituri bestimmte seit den 1980er Jahren das Interesse an der filmischen Auseinander­setzung mit der Verfolgung und Ermordung der europäischen Jüdinnen*Juden sein filmisches Wirken, das er zusammen mit bedeutenden Regisseur*innen wie Andrzej Wajda, István Szabó und Agnieszka Holland verwirklichte.

Artur Brauner starb am 7. Juli 2019 in Berlin.

Literaturhinweise

  • Brauner, Artur, Mich gibt's nur einmal. Rückblende eines Lebens, München: Herbig 1976.
  • Dillmann-Kühn, Claudia, Artur Brauner und die CCC. Filmgeschäft, Produktionsalltag, Studiogeschichte 1946–1990, Frankfurt am Main: Deutsches Filmmuseum 1990.
  • CCC Film (Hg.), CCC Filme in aller Welt, Berlin 2013.

Artur Brauner

Artur Brauner ist ein deutscher Film­produzent polnischer Herkunft, der während der Besetzung Polens von den National­sozialisten verfolgt wurde. Mehr bei Wikipedia

Central Cinema Company (CCC)

CCC ist die 1946 von Artur Brauner gegründete Film­produktions­firma mit Sitz in Berlin. Zur Website von CCC Filmkunst

Fritz Lang

Der öster­reichisch-deutsch-US-amerikanische Film­regisseur, Drehbuch­autor und Schau­spieler wurde 1890 in Wien geboren und starb 1976 in Berverly Hills, Kalifornien. Mehr bei Wikipedia

Robert Siodmak

Der deutsche Film­regisseur, Drehbuch­autor und Film­produzent wurde 1900 in Dresden geboren und starb 1973 in Locarno. Mehr bei Wikipedia

Andrzej Wajda

Der polnische Film- und Theater­regisseur wurde 1926 in Suwałki geboren. Mehr bei Wikipedia

István Szabó

Der ungarische Film­regisseur wurde 1938 in Budapest in eine jüdische Familie geboren. Mehr bei Wikipedia

Agnieszka Holland

Die polnische Film­regisseurin und Drehbuch­autorin wurde 1948 in Warschau geboren. Mehr bei Wikipedia

Filmsammlung: Sammlung Artur Brauner (21)

Blick in den Gang zwischen zwei Buchregalreihen in einer Bibliothek

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