Drei Terroristen bedrohen einen Schriftsteller in seinem Wohnzimmer. Sie verlangen von ihm eine Geschichte. Voller Angst schaut sich der Schriftsteller um und setzt an: »Drei Menschen sitzen in einem Raum«. Das finden die Terroristen nicht witzig. Sie wollen Fiktion, keine Fakten. Doch unter Druck zu dichten, ist schwerer als man denkt. »Es ist schwer, eine Geschichte zu erfinden, wenn man in den Lauf einer geladenen Waffe schaut«, erklärt der Schriftsteller.
Die Titelgeschichte aus Etgar Kerets neuem Erzählband gibt das Programm für alle weiteren 34 Geschichten vor, in denen Dichtung als etwas aufscheint, das täglich in uns entsteht: In Träumen und Tagträumen, beim Phantasieren und Spintisieren und wenn wir lügen, uns sorgen, fluchen oder deprimiert sind.
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R.B. Kitaj, Juan de la Cruz, 1967 © R. B. Kitaj Estate. Astrup Fearnley Museum of Modern Art, Oslo
Erst jetzt, als ich wirklich ganz genau hinsah, bemerkte ich es: Auch mein Lieblingsbild von R.B. Kitaj, Juan de la Cruz, hat eine für seine Malerei so eigentümlich explizite und aggressive sexuelle Komponente: Nackte Frauen sind Vehikel für politische Botschaften – hier zum Vietnamkrieg – und historische Episoden, zum Beispiel über den Hl. Johannes vom Kreuz und der Hl. Theresa von Àvila und deren jüdische Herkunft, was ich grundsätzlich problematisch finde. Aber mir gefällt das Bild nichtsdestotrotz: Ich mag die vielen kräftigen Farben, das dunkelblaue Meer unter dem hellblauen Himmel, die grüne Mütze auf dem Kopf des Soldaten und das Gelb hinter ihm. Das Bild und die Gegensätze, die es in sich vereint – die fein gezeichneten Züge des Soldaten, neben schlichten geometrischen Formen –, strahlen etwas sommerlich Positives aus.
Mehr zu R.B. Kitaj finden Sie unter: www.jmberlin.de/kitaj
Christine Marth, Publikationen
2400 Meter über dem Meeresspiegel, tief in den Rocky Mountains von Colorado, ist das Aspen Music Festival im vollem Gang. Acht Wochen lang machen 600 Studentinnen und Studenten aus aller Welt buchstäblich rund um die Uhr Musik: in Konzertsälen, in Zelten, in Kirchen; ein Bläserquintett hat sich, wie gewohnt, am Nachmittag zwischen den festgelegten Darbietungen an der Straßenecke vor der Eisdiele aufgebaut, und in der Aspen Chapel, die einem Kirchlein aus dem 12. Jahrhundert nachempfunden ist, beglückt uns der sehr hübsche, sehr junge Eylon Ben-Yaakov erst mit Chopins Polonaise in As-Dur, dann mit Prokofjews Klaviersonate Nr. 3. → weiterlesen