Kitaj hat einmal gesagt, für ihn seien die Bücher das, was die Bäume für einen Landschaftsmaler sind.
R.B. Kitaj, Unpacking my Library, 1990-1991 © R.B. Kitaj Estate
Seine Ateliers im Londoner Stadtteil Chelsea und in Westwood, Los Angeles waren mit Büchern vollgestopft, die in Regalen, aber auch rund um seine Staffelei auf dem Boden sich türmten. Schon als Student an der Cooper Union streifte er auf dem Weg zur Kunstschule durch die billigen Buchläden in der 4. Avenue, der größten Bücherstraße der Welt. Hier fand er nicht nur die Klassiker der Moderne wie James Joyce, Ezra Pound, T.S. Eliot und Kafka, sondern vor allem Zeitschriften wie die »Partisan Review« und das amerikanische Surrealisten-Magazin »View«. In Oxford entdeckte er über seinen Lehrer Edgar Wind die Warburg-Schule und kaufte den kompletten Satz des berühmten »Journals of the Warburg Institute«. Die Illustrationen zum »Nachleben der Antike« in Form von Kupferstichen nach antiken Vorlagen regten seine visuelle Phantasie an. → weiterlesen
Mich beeindrucken die collagenhaften Werke von R.B.Kitaj, die aus einer Überlagerung von zahlreichen Informationen und künstlerischen Zitaten bestehen.
R.B. Kitaj, Desk Murder 1970–1984 © R.B. Kitaj Estate, Birmingham Museum and Art Gallery
Mit ihren kräftigen Farben strahlen sie zunächst eine Leichtigkeit und Schönheit aus.
Die tatsächlichen Geschichten hinter den Motiven werden erst durch die Texte deutlich, die Kitaj zu seinen Bildern verfasst hat. Diese zusätzliche Ebene macht aus den Collagen überfrachtete Projektionsflächen für persönliche, historische, politische, kulturelle und religiöse Themen und Ereignisse. Auf einmal lassen sich Text und Bild nicht mehr von einander trennen. Eine vermeintlich schöne, farbenfrohe Arbeit wird zum Vexierbild. → weiterlesen
Die Suche nach einer jüdischen Vergangenheit ist das Thema von Jonathan Safran Foers neuestem Roman, Tree of Codes. Schon sein Debutroman und Bestseller Alles ist erleuchtet, der von Hollywood verfilmt wurde, handelte von einem jungen Mann, der auf der Suche nach der Vergangenheit seiner Familie in die Ukraine reist. Foers neustes Buch handelt ebenfalls von der Suche nach jüdischen Wurzeln, doch sind es dieses Mal eher künstlerische statt biographische Wurzeln.
In seinem Buch experimentiert Foer mit dem Konzept der Abwesenheit. Er reproduziert Teile von Bruno Schulz’ Street of Crocodiles (dt: Zimtläden), eines von zwei überlieferten Werken des Autors, dessen übrigen Texte verloren gingen, als die Nationalsozialisten 1941 seine Heimatstadt Drohobycz eroberten und 1942 deren Bürger, einschließlich Schulz, ermordeten. → weiterlesen