Interview mit Elena Bashkirova
Vom 7. bis 11. Mai findet im Glashof unseres Museums erneut das Kammermusikfestival »intonations« statt. Katharina Schmidt-Narischkin und Sylvia Winkler von der Pressestelle unseres Museums sprachen vorab mit der künstlerischen Leiterin Elena Bashkirova.
Katharina Schmidt-Narischkin, Sylvia Winkler: Welchen Themenschwerpunkt setzen Sie als Festivalleiterin in diesem Jahr?
Elena Bashkirova: Zwei Jahrestage geben bei diesem Festival die Schwerpunkte vor: zum einen der Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren und seine unmittelbaren Auswirkungen auf die Musik. Zum anderen natürlich der 150. Geburtstag von Richard Strauss. Beide Jahrestage versprechen ein abwechslungsreiches Programm für »intonations«: 1914 herrschte eine erstaunliche Fülle an musikalischen Stilrichtungen, die sich auch in unseren Konzerten widerspiegeln. Außerdem hat Richard Strauss beinahe sein ganzes Leben lang Kammermusik geschrieben. So konnte ich aus vielen sehr unterschiedlichen Stücken und Genres wählen.
Wie jedes Jahr treffen bei »intonations« Klassiker der Kammermusik auf unbekannte Werke. Welche Komponisten können die Besucher bei der dritten Auflage entdecken?
Rudi Stephan war für mich eine außerordentliche Entdeckung. Vor ein paar Jahren hörte ich Musik für Orchester und Geige hier in Berlin. Die Musik beeindruckte und berührte mich sehr. Als ich mich nun mit der Programmatik für »intonations« beschäftigte, habe ich die wunderschöne Kammermusik von ihm entdeckt und freue mich sehr, sie hier mit meinen Musikerkollegen präsentieren zu dürfen. Rudi Stephan fiel mit 28 Jahren im Krieg. Er hätte uns mit seinem Talent sicher noch herausragende Musik geliefert. Es wird auch wieder eine Uraufführung geben: Mit David Colemans »Drei Stücke für Klarinette und Klavier« wird am Samstag, 10. Mai, das vierte Konzert eröffnet. Ein weiterer gewichtiger Komponist in diesen Tagen ist Karol Szymanowski. Er hat eine eigene Tonsprache mit betörend schöner Musik, die leider viel zu selten gespielt wird.
Wie schaffen Sie es, renommierte Solisten wie András Schiff, Radu Lupu und Mitglieder internationaler Spitzenorchester für Ihr Festival zu gewinnen?
Ein großer Teil der Künstler, die bei »intonations« auftreten, war auch schon in Jerusalem bei meinem Festival mit dabei. Über die Jahre ist daraus eine herzlich verbundene Künstlerfamilie gewachsen. Ich habe ein großes Vertrauen in meine Kollegen, sowohl programmatisch als auch personell. Ich bin aber auch immer offen für Vorschläge, die man mir macht. Oder ich entdecke selber einen jungen Künstler, eine junge Künstlerin, die ich einladen möchte.
In Berlin eignen sich viele Orte für hochkarätige Kammermusik. Warum haben Sie sich ausgerechnet für den Glashof im Jüdischen Museum Berlin entschieden?
Ich finde nicht, dass es viele Orte gibt, die sich gut für Kammermusik eignen. Entweder sind die Säle zu groß oder zu klein, oder sie sind akustisch einfach ungeeignet. Somit ist der Glashof im Jüdischen Museum eine echte Entdeckung und Juwel: ideale Größe gepaart mit einer unvergleichlichen Atmosphäre.
Was verbindet Berlin und Jerusalem auf diesem Festival?
Nun ja, das Festival in Berlin trägt den Titel des Jerusalemer Festival im Untertitel »intonations – das Jerusalem International Chamber Music Festival im Jüdischen Museum Berlin«. »Intonations« ist für mich wie der kleine Bruder des Jerusalemer Festivals: Viele Künstler fühlen sich sowohl in Berlin als auch in Jerusalem sehr wohl, wir spielen ähnliche Programme, der Spirit ist derselbe. Das Berliner Programm wird in diesem September auch das Jerusalemer Festival in Israel prägen.
Wird das Festival auch im kommenden Jahr stattfinden?
Ja, sogar die Daten für das vierte und fünfte Festival im Glashof des Museums stehen schon fest: 18.- 23. April 2015 und 16.-21. April 2016. Wir sind einfach sehr glücklich, dass uns die Partnerschaft mit dem Sponsor Evonik eine Planungssicherheit ermöglicht, die in der heutigen Zeit wahrlich nicht selbstverständlich ist.