Pickelhauben, Ehrenkreuze und/oder die Germania? Über Differenzen und Gemeinsamkeiten der beiden Ausstellungen zum Ersten Weltkrieg in Berlin

»Unsere Hoffnungsfreudigkeit und die Erwartung eines endgültigen Sieges hat keineswegs nachgelassen, obgleich das lange Warten uns manchmal zu beunruhigen beginnt.«

Diese Zeilen schrieb der Kultur- und Literaturhistoriker Ludwig Geiger, Sohn des berühmten Reformrabbiners Abraham Geiger, am 5. Dezember 1914 an einen Freund. Das »lange Warten« , das ihn vier Monate nach Beginn des Krieges zu beunruhigen begann, zog sich noch knapp vier Jahre hin und brachte keineswegs den erhofften Sieg. Dass die Soldaten nicht ahnten, welches Ausmaß an Zerstörung dieser erste moderne Krieg entfalten würde, verdeutlicht unter anderem die Ausstattung, mit der sie in den Krieg zogen.

Pickelhaube und dazugehöriger Feldbezug von Dr. Max Litthauer, 1914-1918 © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jens Ziehe, Schenkung von Bart Ullstein

Pickelhaube und dazugehöriger Feldbezug von Dr. Max Litthauer, 1914-1918 © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jens Ziehe, Schenkung von Bart Ullstein

Sowohl in der Ausstellung »Der Erste Weltkrieg in der jüdischen Erinnerung« im Jüdischen Museum Berlin als auch in der Sonderausstellung »1914-1918. Der Erste Weltkrieg« im Deutschen Historischen Museum werden Pickelhauben aus gepresstem Leder präsentiert – wohlgemerkt mit Tarnüberzug, denn im Stellungskrieg erwies sich der aus dem Schützengraben hervorragende, im Sonnenlicht reflektierende Pickel als äußerst hinderlich.
Bei meinen Führungen durch die beiden Ausstellungen nehme ich die Pickelhaube gerne zum Anlass, um darüber zu sprechen, wie sehr sich dieser Krieg von den bisherigen unterschied, und wie wenig das Militär anfangs auf die neu eingesetzten Waffen vorbereitet war. Die beiden Ausstellungen haben verschiedene Ausgangspunkte:  weiterlesen


Eine Preview als #TweetUp zu #Hautab

»Wortraum« zum abrahamitischen Bundschluss auf Hebräisch, Arabisch, Deutsch und Englisch  © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff

»Wortraum« zum abrahamitischen Bundschluss auf Hebräisch, Arabisch, Deutsch und Englisch
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff

Am Abend vor der Ausstellungseröffnung von »Haut ab! Haltungen zur rituellen Beschneidung« konnten einige Blogger und Twitterer einen Blick hinter die Kulissen im Jüdischen Museum Berlin werfen. In der Endphase des Aufbaus führten Programmdirektorin Cilly Kugelmann und Kuratorin Martina Lüdicke die Gruppe erstmals durch die neue Ausstellung. In konzentrierter und ruhiger Atmosphäre wurden originelle, ernste und auch mal ironische Tweets in 140 Zeichen verfasst, die wir nun zu einem virtuellen Rundgang in drei Sprachen zusammengestellt haben. Fotos und Tweets spiegeln die vielen Aspekte der großen Ausstellung um das kleine Stück Vorhaut – von der Installation »Auf Messers Schneide« über die Objekte und Kunstwerke aus Judentum, Islam und Christentum bis hin zum abschließenden »Resonanzraum«.

Katharina Schmidt-Narischkin und Sylvia Winkler, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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Nach der Ausstellung ist vor der Ausstellung

Wand voller rosa Notizzettel

Fragemauer, Ausstellung »Die ganze Wahrheit«
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Thomas Valentin Harb

Vor über einem Jahr endete am Jüdischen Museum die Sonderausstellung mit dem Titel »Die ganze Wahrheit…was Sie schon immer über Juden wissen wollten«. Übrig blieben – neben regen Diskussionen und leeren Schaukästen – Tausende pinkfarbener Post-its. Besucher hatten ihre Fragen, Kommentare und Eindrücke nach dem Ausstellungsbesuch an eine Betonwand geklebt und dem Museum hinterlassen. Entstanden war eine Art analoges Facebook, das über die Ausstellungsinhalte hinausging. Besucher kommentierten sich gegenseitig und warfen neue Fragen auf: zur Geschichte der Juden in Deutschland, zum Nahostkonflikt, zum Verhältnis von Christentum und Judentum und immer wieder zum Thema Beschneidung. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Jüdische Museum Berlin schon beschlossen, dem brisanten Thema nicht nur einen weiteren Blogbeitrag in der Serie »Frage des Monats«, sondern eine ganze Ausstellung zu widmen.
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