Veröffentlicht von am 19. Januar 2015 0 Kommentare

»Die Fragen kamen erst im Nachhinein«: ein Gespräch über eine rituelle Beschneidung, die gemischte Gefühle auslöste

Schwarz-weiß Fotografie zeigt einen Tisch vor einem Fenster mit einer Babyschale, links davon ein Stuhl

Vor der Beschneidungsfeier: der Stuhl des Paten und die Babyschale mit Yair © Foto: Birgit Glatzel, Veröffentlichung mit Genehmigung der Künstlerin

Naomi ist vor sechs Jahren zum Judentum übergetreten. Wenig später wurde sie schwanger, zog zu ihrem Freund Avishay nach Tel Aviv und bekam einen Sohn, Yair, der nach traditionellem Ritus beschnitten wurde. Mittlerweile leben alle drei – wenn auch getrennt – in Berlin. Im Gespräch hat Naomi mir die Fotos gezeigt, die sie von der Beschneidungsfeier machte, und erzählt, was sie damals und heute beschäftigt.

Mirjam: Was war Dein erster Gedanke, als Du erfuhrst, dass Du einen Sohn bekommst?

Naomi: Ich habe mich sehr gefreut. Avishay und mir war auch immer klar, dass wir ihn beschneiden lassen würden, aber wir haben uns darüber keine weiteren Gedanken gemacht und auch keinerlei Vorbereitungen getroffen. Im Judentum ist es nämlich so  weiterlesen


Veröffentlicht von am 12. Januar 2015 0 Kommentare

Auf dem Weg zu einer Forschungsbibliothek für jüdische Kunst

Sieben Bücher und Broschüren

Graue Literatur aus dem Bestand der Bibliothek, Sammlung William L. Gross © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Lea Weik

Die Bibliothek des Jüdischen Museums Berlin wächst täglich. Seit Anfang letzten Jahres gilt das insbesondere für den Bestand zur jüdischen bildenden und angewandten Kunst, der ca. 10.000 Medieneinheiten (Bücher, Zeitschriften, Nicht-Buch-Medien, etc.) umfasst. Denn im Rahmen eines DFG-Projekts, für das ich seit einem Jahr arbeite, haben wir die Möglichkeit erhalten, wesentliche Lücken auf diesem Gebiet zu schließen. Durch die angestrebte Erweiterung werden wir auf dem Weg zu einer Forschungsbibliothek zur jüdischen Kunst und Kulturgeschichte einen großen Schritt vorankommen.

Bevor eine für das Projekt relevante Publikation bei uns eintrifft, sind bereits etliche Vorarbeiten erfolgt. Zunächst musste die Frage geklärt werden:  weiterlesen


Veröffentlicht von am 7. Januar 2015 0 Kommentare

»Abhauen wollte ich nie«: Ein Gespräch mit Rabbiner David Goldberg

Im Sommer 2012 wurde in Deutschland heftig darüber gestritten, ob die Beschneidung von Jungen eine Körperverletzung sei. Dieser so genannten Beschneidungsdebatte ging das Urteil des Kölner Landgerichts voraus, in dem die rituelle Knabenbeschneidung zur »einfachen Körperverletzung« erklärt wurde. Auf dem Höhepunkt der Debatte wurde Rabbiner David Goldberg aus Hof von einem deutschen Arzt angezeigt: Mit seinen Beschneidungen habe er sich der »gefährlich Körperverletzung« schuldig gemacht, so der Vorwurf. Ich habe mich mit ihm über die Anzeige unterhalten, seine Gefühle während dieser Zeit und die Reaktionen, die er damals erlebte.

Älterer Herr im Anzug mit Brille und Vollbart

Rabbiner David Goldberg © privat

Lieber Rabbiner Goldberg, wie kam es zu der Anzeige?

Das ist schnell erklärt: Ich bin wahrscheinlich als Beschneider in Deutschland bekannt und durch meine Website auch leicht zu finden. Beschneidungsgegner suchten ein Opfer – und fanden es in mir. Denn die Menschen, die mich angezeigt haben …

… es waren gleich mehrere?

Ja, es waren mehrere Anzeigen. Aber die Menschen, von denen diese kamen, kannten mich gar nicht. Sie suchten einfach einen Sündenbock.

Wie ging es Ihnen in dieser Zeit?  weiterlesen