Vom 27. Juli bis 5. August 2015 finden in Berlin die 14. European Maccabi Games (EMG) statt. Mehr als 2.000 jüdische Sportlerinnen und Sportler aus über 36 Ländern werden in 19 Sportarten wie Fußball, Fechten oder Schach daran teilnehmen. Tamar Lewinsky und Theresia Ziehe begleiten die Spiele mit einer Porträt- und Interviewserie in unserem Blog und stellen hier jeden Tag Sportlerinnen und Sportler aus Berlin vor, die in der deutschen Delegation an den EMG teilnehmen. Die Interviews haben die beiden auf dem Gelände des TuS Makkabi Berlin in Grunewald geführt, wo auch die Porträts von Stephan Pramme entstanden sind.
Dr. Alon Padovicz (60), Halbmarathon
Welche Bedeutung hat es für Sie, dass die European Maccabi Games in Berlin und speziell im Olympiastadion stattfinden? An einem symbolträchtigen Ort, denn bei den olympischen Spielen 1936 durften jüdische Sportlerinnen und Sportler nicht teilnehmen …
Wenn ich ehrlich sein soll, ist das nichts Besonderes für mich. Ich lebe schon seit über 50 Jahren in Berlin und für mich ist es alltäglich, dass Juden nach Berlin kommen oder in Berlin etwas unternehmen. Auch der Ort – das Olympiastadion – ist für mich nicht außergewöhnlich. Ich nehme immer wieder an Wettkämpfen in Berlin teil, zum Beispiel am 25-Kilometer-Lauf, und da laufen wir immer ins Olympiastadion ein. Das ist für mich also kein ganz neues Gefühl. Ich finde es schön, dass wir das machen können, aber ich ziehe nicht den großen Bogen zu 1936, obwohl ich mir natürlich über die geschichtliche Bedeutung bewusst bin.
Welche Rolle spielt es für Sie, Teil der deutschen Delegation zu sein?
Das ist ein bisschen zwiespältig: Es ist auf der einen Seite schön, Teil der deutschen Delegation zu sein, es ist ein Gemeinschaftserlebnis, wir haben eine gemeinsame Sprache und kennen uns gegenseitig. Auf der anderen Seite repräsentiere ich damit Deutschland, was aber quasi nur einen Teil meiner Identität ausmacht, da ich in Israel geboren und meiner Heimat aufs Engste verbunden bin.
Und was ist Judentum für Sie persönlich?
Judentum ist ein wesentlicher Teil meiner Identität, auch wenn ich selbst nicht wirklich religiös bin. Judentum ist für mich auch mehr als nur Religion: Es ist Kultur, es ist eine Form des Miteinanderumgehens, es ist eine Form der Einstellung zum Leben und das ist für mich sehr wichtig. Es ist Wurzel, es ist Gemeinschaft und ich bin Teil dieser Gemeinschaft.
Tamar Lewinsky, Kuratorin für Zeitgeschichte, und Theresia Ziehe, Kuratorin für Fotografie, drücken natürlich allen ihren Interviewpartnerinnen und -partnern die Daumen für die European Maccabi Games!