Veröffentlicht von am 1. April 2016 2 Kommentare

Maden, Kekse und Kunst

Was man so alles aus Automaten ziehen kann

In Automaten findet sich vieles, was man im Alltagsleben benötigt oder zu benötigen glaubt: Getränke, Süßigkeiten, Zigaretten, Fahrradschläuche, Zahnbürsten und selbst »Zubehör« für Angler*innen. Letzteres Angebot mit der schönen Aufschrift »Maden« überraschte mich als Nichtanglerin schon vor längerer Zeit im Stadtteil Wedding, so dass ich diesen Automaten seitdem gern meinen Gästen zeige. Die gehören ebenfalls nicht zur Spezies der Angler*innen und machen dann große Augen.

Ich selbst würde mir doch lieber Kekse aus dem Keksautomaten im Kunsthof an der Oranienburger Straße ziehen und in die »Keksbank« einzahlen! Damit unterstützt man Menschen, die ihre Talente auch im Berufsleben richtig einbringen möchten, auf der Suche nach dem »Traumjob«.

Der Cookieautomat in Berlin Mitte.

Auch unser Museum verschließt sich diesem Trend nicht und hat seit August 2013 einen schönen historischen Automaten, modern gestaltet und farblich aufgefrischt, inmitten der Dauerausstellung installiert. Wir bieten jedoch etwas an, das sich aus den »Alltagsdingen« heraushebt: zeitgenössische Kunst, die extra für den Automaten in kleiner Auflage hergestellt wird. Wir möchten den Kunsterwerb für fast jeden und jede erschwinglich machen. Die Käufer*innen der Kunstwerke sollen einen erfrischenden Einblick in das Kunstschaffen der hier in Berlin lebenden jüdischen Künstler*innen aus der ganzen Welt erhalten. Festgelegt haben wir uns nur auf die magische Zahl 7. Jedes Mal sind Werke von 7 Künstler*innen im Automaten versammelt. Themen geben wir keine vor, um die künstlerische Freiheit nicht einzuschränken, jedoch sollen sich die Werke in der einen oder anderen Weise mit unserem Museum und der Dauerausstellung verknüpfen.

Der Kunstautomat in der Dauerausstellung

Unser Kunstautomat in der Dauerausstellung; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jens Ziehe

Sind die Werke ausverkauft, gibt es eine kleine Atempause und danach sind wieder zahlreiche neue Kunstwerke im Angebot. Da das Interesse an den kleinen Werken sehr groß ist, haben wir von Jahr zu Jahr von den Künstler*innen immer mehr Serien erbeten – das bindet natürlich die künstlerischen Kräfte enorm. So sind diesmal 3.000 Kunstwerke zu erwerben. Zudem haben wir uns entschlossen, den Preis pro Werk von 4 auf 6 Euro zu erhöhen, damit die liebevoll hergestellten Werke von den Käufer*innen auch »monetär« mehr geschätzt werden. Der Erlös kommt den Künstler*innen unmittelbar zugute, die darüber hinaus natürlich noch Geld vom Museum bekommen, denn für 4 oder 6 Euro lässt sich keine Kunst herstellen.

Lassen Sie sich diesmal überraschen von:
– Birgit Naomi Glatzel (www.birgitglatzel.de) und Benjamin Seide (www.ataribaby.de), Kunstfilm »Going to Jerusalem«
– Birgit Naomi Glatzel, Fotografie »Angela and Me«, Teil der Serie »You and Me«
– Daniela Orvin, Fotoserie »Dyslexic Dysgraphia«, vier Motive (www.danielaorvin.com)
– David Benforado, Ölbilder, »Abstrakte Stücke aus der Serie ›Makams Malen‹« und »Abstrakte Stücke aus der Serie ›Zwischen Klang und Stille‹« (www.davidbenforado.com)
– Joachim Seinfeld, Fotografien, Serie »HeimatReisen«, sechs Motive (www.joachimseinfeld.com)
– Noga Shtainer, Fotografien, aus »Twins: duo morality« (www.artnoga.com)
– Rachel Kohn, Keramiken, »100 Stühle, 100 Häuser« (www.rachelkohn-keramik.de)
– Shira Wachsmann, Kunstpostkarten, »Liebe Grüße aus Namibia« (www.shirawachsmann.com)

Einen Einblick in sämtliche Kunstwerke sowie weitere Informationen zum Kunstautomaten erhalten Sie auf unserer Website.

Gelia Eisert, die Kunst nicht nur aus dem Automaten liebt.

Veröffentlicht unter Im Jüdischen Museum Berlin, Kunstautomat
Verschlagwortet mit ,

Kommentiert von Dietrich Kuhlgatz am 13. April 2016, 15:05 Uhr

Eine Schöne Idee. Gäbe es einen Automaten in Stuttgart, käme ich immer wieder „zufällig“ mit reichlich Euros in der Tasche vorbei.
In Brake an der Unterweser gab es übrigens in den 1980er Jahren einen Frikadellenautomat neben dem Eingang einer Biergaststätte, und in Vaduz/Liechtenstein habe ich mit eigenen Augen einen Bananenautomaten gesehen – ganz zu schweigen vom Madenautomaten (lebend!) an der Fassade des damaligen „Oldenburger Angelshops“. Schade, Gelia, dass ich keine Kamera dabei gehabt habe. Sonst hätte ich dir Fotos geschickt…
Dietrich

Kommentiert von Gelia Eisert am 14. April 2016, 11:58 Uhr

Mehr Kunstautomaten für diese Welt! Die von dir erwähnten Automaten hätte ich sehr gern gesehen. So bleibt nur der Blick ins Virtuelle:
http://www.wiwo.de/unternehmen/handel/kunst-matratzen-und-regenschirme-die-skurrilsten-automaten/10207140.html
Heute wäre überdies der Regenschirmautomat recht nützlich.
Schöne Grüße nach Stuttgart
Gelia

Pingbacks und Trackbacks

Einen Kommentar hinterlassen