Ghettoleben und schöne Schuhe
Als Student der Holocaust Studies an der Universität Haifa hatte ich die Ehre, ein Praktikum im Jüdischen Museum Berlin machen zu können, und zwar in dem Team, das die neue Dauerausstellung erarbeitet. Bevor das Praktikum begann, stieß ich in dem Buch Jewish Responses to Persecution: 1938–1940 (hg. v. Jürgen Matthäus und Alaxandra Garbarini, AltaMira Press, Plymouth 2010) auf ein Zitat von Ende 1938, unmittelbar nach den Novemberpogromen, das die Verzweiflung der deutschen Jüdinnen*Juden, besonders derjenigen in Berlin, deutlich macht:
»In Berlin hat noch ein jüdisches Café geöffnet. Wer sich ein Bild davon machen möchte, wie Selbstmordgefährdete aussehen, sollte in dieses Café gehen. Die Gespräche der Leute dort drehen sich um zwei Themen: wie man an ein Schiffsbillet nach Schanghai kommt oder wie man sich selbst töten kann.«
So kam mir die Frage in den Sinn, ob ich hier am Jüdischen Museum Berlin Informationen zu Schanghai finden könnte, wo etwa 20.000 aschkenasische Jüdinnen*Juden Zuflucht fanden. Als ich in der Sammlung des Museums recherchierte, staunte ich, auf welche Fülle an Materialien ich stieß. Diese Geschichten möchte ich nun gerne mit Ihnen teilen. → weiterlesen