Vor einigen Jahren verbrachte ich den Sommer in Katalonien und spazierte durch das Hafenstädtchen Sant Feliu de Guíxols. Ein besonderer Ort: Verschont von den Bausünden an Spaniens Küsten, mit einem Fischereibetrieb, der nicht nur dekorative Zwecke verfolgt und erfolgreich in einem speziellen Industrie-Zweig: Kork. Hier, wo man nominell in Spanien ist und doch eben ganz woanders, verbrachte R.B. Kitaj mit seiner Frau den Winter 1953/54. Zwanzig Jahre später kaufte er sich dort ein Haus. Was bedeutete ihm dieser störrische Landstrich, der sich immer wieder auflehnte gegen die spanische Übermacht?
Kitaj nannte Katalonien ein »Leuchtfeuer für das schläfrige Jüdische in mir, das zu einem Sturzbach werden sollte.«
Die Freundschaft zum katalanischen Kork-Fabrikanten Josep Vicente Roma – »schmal und adlernasig und schnurrbärtig und sozialistisch und flink und geistreich« – waren für ihn Inspiration und Heimat. In vielen seiner Bilder hat Katalonien Spuren hinterlassen: »The Hispanist« oder »Kennst Du das
Land?«. Das Land, die Kultur hatten symbolstiftende Bedeutung und wurden zu Sehnsuchtsorten: »Katalonien, das mich mit dazu inspirierte, ein seltsamer Jude zu werden, vielleicht der erste Jude, der sich wünschte, eine neue jüdische Kunst zu entfesseln.«
Martina Lüdicke, Ausstellungen
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