R.B. Kitajs Leinwände sind gespickt mit Verweise auf Vergangenes, auf Gelehrte und Künstler wie Erasmus und Herman Melville, Fra Angelico oder Rosa Luxemburg. Aus formaler Sicht kann man Kitajs Verweise als Kommentare zur visuellen Bedeutung von Bildern und Namen, Zeichen und Zitaten verstehen. Aus theoretischer Sicht kann eine solche Referenzdichte auf die Suche nach künstlerischen Vorgängern hindeuten und den Aufbau einer intellektuellen Gemeinschaft. Für mich haben Kitajs Arbeiten etwas besonders Bewegendes: Wie in Traumwelten bevölkert der Künstler seine Bilder mit »adoptierten Vorfahren«, die im Gemälde vereint und einander verbunden sind. Das scheint symptomatisch zu sein für jüdische Erfahrung im Europa nach dem Holocaust. Ein weiterer in Europa tätiger jüdischer Künstler, der Architekt des Jüdischen Museums, Daniel Libeskind, feiert in seinem Werk ebenfalls zahlreiche Gelehrte und Künstler, oft sogar dieselben wie Kitaj: So ist der Innenhof des Museums dem Dichter Paul Celan, den Kitaj skizziert hat, und die Sackler Treppe dem Autoren Walter Benjamin gewidmet, der von Kitaj wiederum in einem Gemälde verewigt wurde. So gesehen haben Kitajs Werke in unserer Ausstellung einen besonders engen Bezug zu ihren Wänden.
Naomi Lubrich, Medien