Der Golem wird aus unbelebter Materie zum Leben erweckt. Die Ausstellung über ihn auch. Es wurde bereits viele Tage gebaut, gemalert, gefilzt, gesetzt, geplottet, geschrieben, geschnitten, gehängt und geschüttet. Für die feierliche Eröffnung am 22. September haben wir einen humanoiden Ehrengast eingeladen, der das Publikum begrüßen wird:
Bis zu diesem Moment aber wird noch viel passieren. Angereist sind sie schon alle, die Objekte und Kunstwerke. Zum Beispiel das Kleinste in der Größe eines Post-its, 14,5 x 11 cm. Auf dem Notizzettel vermerkte der Mystik-Gelehrte Gershom Scholem (1897–1982) während seiner Recherchen in Oxford den Anfang eines mittelalterlichen Manuskripts, in dem sich ein sogenanntes »Golem-Rezept« befindet.
Oder der riesige Licht-Golem (470 x 450 cm) des Prager Künstlers Krištof Kintera. My Light is Your Life heißt die Skulptur und wird in den kommenden Tagen aus unzähligen Lampenfundstücken und Kabeln zusammengesetzt.
Eine ganze Mannschaft brauchte Michael Davids Golem aus New York, um an die Ausstellungswand gebracht zu werden: Ein sechsköpfiges Hängeteam und zwei Gemälderestauratorinnen erfüllten die diffizile Aufgabe.
Die weiteste Anreise legte die Skulptur El bañista aus einer Privatsammlung in Mexiko zurück. Die Surrealistin Leonora Carrington hat die Bronze geschaffen. Sie zeigt den Golem-Schöpfer Rabbi Loew, wie er nach Vollendung seines Werks in der Badewanne sitzt und über seine Schöpfung künstlichen Lebens sinniert.
Die Ausstellung wird spätestens nach der Eröffnung ein Eigenleben entwickeln und damit gewissermaßen selbst zu einem Golem werden. Wir sind sehr zuversichtlich, dass dieser Golem – im Gegensatz zu seinen Verwandten – friedlich bleibt und hoffentlich viele Interessierte ins Jüdische Museum lockt.
Emily D. Bilski und Martina Lüdicke erwecken den Golem in den Wechselausstellungsräumen des Jüdischen Museums Berlin zum Leben.
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