Fritz Scherk und die Geschichte eines Berliner Familienunternehmens
Fritz Scherk an seinem zweiten Geburtstag, Berlin 26. Mai 1920; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Irene Alice Scherk, Foto: Jens Ziehe
An einem reich bestückten Geburtstagstisch sitzt ein quietschvergnügter Nackedei, der offenbar gerade den Spaß seines Lebens hat. So ein Foto könnte auch heute entstanden sein, dachte ich, als ich in dem Tagebuch, das Ludwig und Alice Scherk für ihren Sohn Fritz geschrieben hatten, dies Bild sah. Nichts dergleichen: das fröhliche Kind wäre heute 100 geworden.
1918 war kein Jahrgang für ein ruhiges Leben, schon gar nicht für ein Mitglied einer deutsch-jüdischen Familie. Eigentlich war das zweite Kind der Familie schon 1916 geplant, drei Jahre nach Geburt des ersten Sohnes, aber der Kriegsausbruch kam dazwischen. Am 26.05.1918 war es aber dennoch so weit: Fritz erblickte neben dem Bechstein-Flügel der Mutter das Licht der Welt – bei kriegsbedingter Kerzenbeleuchtung, nur zwei Minuten entfernt vom elterlichen Geschäft, der Parfümerie Scherk am Kurfürstendamm. → weiterlesen
Fünf Reklamemarken für die Firma Otto Klausner GmbH, Berlin, ca 1910-1914. Schenkung von Peter-Hannes Lehmann
Wie jedes Museum haben wir Objekte, die unsere Besucher immer sehen können; Objekte, die wir gelegentlich in Wechselausstellungen zeigen und auch Objekte, die eher für die Forschung interessant sind, aber wohl kaum je ausgestellt werden. Und dann gibt es die, die längst einmal hätten ausgestellt werden sollen, aber immer noch im Depot liegen. Wenn solche Werke dann für unsere Online-Datenbank aufbereitet und endlich sichtbar sind, ist das eine besondere Freude.
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Teddybär aus dem Besitz von Ilse Jacobson (1920-2007), Textil, Stroh, Glas, ca. 1920 bis 1930, in unserer Online-Sammlung
56.250. Das ist die Zahl, die mir unsere Sammlungsdatenbank anzeigt, wenn ich nach allen unseren Beständen suche. 56.250 Datensätze, die zum größten Teil einzelne Objekte beschreiben, zum Teil aber auch ganze Sammlungskonvolute. 6.300 davon sind mittlerweile online zu sehen. Die Freigabe der einzelnen Datensätze ist von gemischten Gefühlen begleitet: Zu vielen unserer Objekte hätten wir sehr viel zu sagen. Und viele unserer Objekte sprechen nicht für sich selbst. Dem Teddybär sieht man nicht an, dass er in die Emigration mitgenommen wurde. Wie er gewinnen viele Dokumente und Fotografien ihre Bedeutung nur aus dem biografischen oder dem politischen Zusammenhang. Sie brauchen also eine ausführliche Beschreibung und Schlagworte, die dem Besucher unserer Seite helfen, weitere Objekte zum selben Thema zu finden.
Gleichzeitig müssen wir pragmatisch vorgehen. 15-30 Minuten Arbeitszeit pro Objekt sind schon viel, wenn man ein Konvolut von 250 Einheiten zu inventarisieren hat. Auch Informationen, die uns spontan einfallen, wollen verifiziert werden. Immer arbeiten wir im Bewusstsein, dass es mehr zu sagen und manches zu korrigieren gäbe, wenn wir denn die Zeit hätten, gründlicher zu recherchieren. Ein Ausflug in die Bibliothek oder gar in Archive ist nur für Sonderprojekte oder für besonders wichtige Objekte möglich; umso mehr nutzen wir digitale Quellen. → weiterlesen