Freundschaften über sechzehn Ecken und ein Kamel auf Weltreise

Zu Besuch bei der Fotografin und Architektin Birgit Glatzel

Birgit Glatzel steht mit ihrer Rolleiflex-Kamera auf ihrem Balkon

Birgit Glatzel mit ihrer Rolleiflex; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Mariette Franz

Es ist ein warmer Sommertag, als ich Birgit Glatzel im Prenzlauer Berg besuche. So ähnlich muss das Wetter an dem Tag gewesen sein, an dem ihre Fotografie »Angela and Me« entstanden ist, die ebenso wie ihr Kurzfilm »Going to Jerusalem« seit April in unserem Kunstautomaten zu erwerben ist (mehr Infos auf unserer Website).

»Angela and Me« ist Teil einer Serie, in der sich die Künstlerin per Selbstauslöser mit Freund*innen porträtiert. Alle Aufnahmen entstehen mit einer Rolleiflex-Kamera von 1937, Ort und Situation werden stets gemeinsam ausgewählt. Begonnen hat Birgit mit dem Projekt kurz vor ihrer Auswanderung nach Israel 2007; dorthin wollte sie Erinnerungsfotos an ihre Freund*innen in Deutschland mitnehmen. »Die Erinnerung hat im Judentum einen hohen Stellenwert, auch in einer renovierten Wohnung lässt man zum Beispiel immer ein Stück Original«, erklärt mir die Künstlerin, die gelernte Architektin ist und, um sich zu finanzieren, weiterhin als solche arbeitet.

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»Spannend, ernst, leidenschaftlich und kontrovers«

Ein Interview mit Barbara Rösch über »Lesenswerte Bücher zu Nationalsozialismus und Holocaust«

Vier Frauen sitzen um einen Tisch, auf dem mehrere Bücher liegen

Die Lesegruppe in einer Diskussion © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Christine Marth

Seit kurzem gibt es auf unserer Website ein PDF zum Download, das »Lesenswerte Bücher zu Nationalsozialismus und Holocaust« empfiehlt. Zusammengestellt wurde diese Liste von Kolleg*innen aus dem Museum, die über mehrere Jahre hinweg Bücher gelesen, sich ausgetauscht und schließlich auf diese Auswahl geeinigt haben. Ich habe mich darüber mit Dr. Barbara Rösch aus der Bildungsabteilung unterhalten. Sie war Teil der Lesegruppe und hat zudem einige Zeit an den Universitäten Potsdam und Leipzig in der Ausbildung von Grundschulpädagog*innen gearbeitet. Neben ihrer Museumsarbeit schreibt sie zurzeit an einem Buch über Alltagsrassismus in der Grundschule.

Liebe Barbara, auf dem Markt gibt es unzählige Kinder- und Jugendbücher, die Nationalsozialismus und Holocaust thematisieren. Wie habt ihr daraus eine Auswahl getroffen?

Unsere Arbeit orientiert sich vorwiegend an den Bedürfnissen von Lehrkräften, die von uns regelmäßig Buchempfehlungen wünschen, fast schon erwarten. Daher nahmen wir uns sogenannte »Klassiker« vor, die in deutschen Klassenzimmern gelesen werden, aber auch Neuerscheinungen, Bücher aus nicht-deutscher Perspektive und Bücher, die bislang übersehene Themen berühren, wie die Hachschara-Bewegung.  weiterlesen


Von der Reklamemarke zur Tiersammelkarte: Über kleine Sammler und große Leidenschaften

»Reklamemarken?« Kurze Pause, leicht ratloses Gesicht. »Und… was sind Reklamemarken?« So oder ähnlich reagierten sämtliche meiner Freunde und Bekannten, wenn ich ihnen in den letzten Monaten erzählte, ›an was ich denn gerade im Museum so arbeite‹: an einer Ausstellung zu Reklamemarken nämlich.

Ein Mann, aus dessen Hut Reklamemarken fallen

Reklamemarke des Verlags M. Fickel
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jens Ziehe, Schenkung von Peter-Hannes Lehmann

Reklamemarken, antwortete ich dann, sind kleine Werbebildchen, etwas größer als Briefmarken, mit denen vor ziemlich genau hundert Jahren Werbung für Produkte und Geschäfte gemacht wurde. Einige dieser Marken wurden sogar von bekannten Künstlern wie Lucian Bernhard gestaltet und außerdem auch gesammelt – vor allem von Kindern.

Sehr viel mehr wusste ich selbst auch nicht über Reklamemarken, bevor ich für unsere Kabinettausstellung »Sammelwut und Bilderflut – Werbegeschichte im Kleinformat« zu recherchieren begann, die vom 4. Dezember 2014 bis zum 31. Mai 2015 im Rafael Roth Learning Center zu sehen ist. Um mehr darüber herauszufinden, welche Bedeutung Reklamemarken vor dem Ersten Weltkrieg hatten, recherchierte ich in zeitgenössischen Reklamehandbüchern und Zeitschriften.
In ersteren fand ich relativ wenig zum Thema, denn  weiterlesen