Veröffentlicht von am 9. März 2017 0 Kommentare

»Das Vertraute im Fremden suchen«

Workshops für junge Geflüchtete

Ob auf Hebräisch, Arabisch oder Deutsch – es gibt viele Möglichkeiten seinen Namen zu schreiben; Foto: privat

Was steht in einem jüdischen Hochzeitsvertrag, wie verschafft man sich als Minderheit mehr Rechte und warum wird Chanukka acht Tage lang gefeiert? Bei meiner Arbeit als Guide im Jüdischen Museum Berlin geht es darum, wie man den Objekten Geschichten entlockt, und natürlich geht es auch um Sprache. Das erste, was ich gemacht habe, als ich vor knapp vier Jahren anfing hier zu arbeiten, war, „Wiederkäuer mit gespaltenen Hufen“ auf Französisch nachzuschlagen. Diesen Begriff sollte man nämlich parat haben, wenn man französischsprachigen Gruppen die jüdischen Speisegesetze erklären möchte. Mein Französisch half mir jedoch nur wenig, als ich im August 2016 die ersten Workshops für Willkommensklassen durchführte.  weiterlesen


Interaktive Spurensuche in Spandau – Versuch Nr. 1!

Davidstern, der ein zerbrochenes Synagogenrelief enthält, darunter die Aufschrift »Zur mahnenden Erinnerung«

Gedenktafel für die erste eigene Synagoge der Gemeinde Spandau, die den Novemberpogromen 1938 zum Opfer fiel; Foto: Jüdisches Museum Berlin

Spandau. 16 Jugendliche studieren sorgfältig eine Gedenktafel an einem Hauseingang. Junge, interessierte Menschen mit iPads in der Hand diskutieren lebhaft in den Straßen der Altstadt. Es handelt sich um Schüler*innen einer 9. Klasse der B.-Traven-Oberschule auf Spurensuche nach Orten jüdischen Lebens. Sie testen unser Online-Portal »Topografie jüdischen Lebens in Deutschland«, das erstmals Informationen hierzu bündelt und interaktiv auf einer Karte darstellt (unsere Kollegin Dana Müller berichtete davon bereits hier im Blog).

Im Portal können die Jugendlichen auch eigene Texte, Fotos oder Videos von den entdeckten Orten hochladen. Begeistert testen sie weitere Funktionen, navigieren sich anhand der digitalen Karte durch die jüdischen Orte in der Spandauer Altstadt, klicken Wohnungen an, lesen Texte, betrachten Fotos und stellen unermüdlich Fragen. Orientierung ist für sie kein Thema. So machen sie viele Entdeckungen, z. B. dass die heutige Sparkasse früher ein bekanntes »jüdische Kaufhaus«, das Kaufhaus Sternberg, war. Mit ihrer Begeisterung für den Workshop ziehen sie sogar Passant*innen an. Am Ende bitten sie uns, die Museumspädagoginnen und Projektentwicklerinnen, doch bald wieder so einen Workshop anzubieten.

Sparkassengebäude und »Berliner Gedenktafel« für Julius Sternberg (1879–1971)

Sparkasse in der Spandauer Altstadt, ehemals »Kaufhaus M. K. Sternberg«, und Gedenktafel für Julius Sternberg am Eingang der Sparkasse; Fotos: Jüdisches Museum Berlin

So war es.
Naja – so in etwa hätten wir es sehr gerne gehabt, als wir erstmals ausprobierten, wie wir das Online-Portal erfolgreich mit unserem mobilen Museum on.tour – Das Jüdische Museum Berlin macht Schule (mehr zu on.tour auf unserer Website) verbinden können.  weiterlesen


Zwischen Knast-Alltag und jüdischer Vermittlungsarbeit

»on.tour« im Gefängnis

Im Vordergrund verschiedene jüdische Objekte, im Hintergrund sitzen Häftlinge im Kreis auf Sitzwürfeln

Die Ausstellungswürfel und Hands-on-Objekte sorgen während des Workshops bei den Häftlingen für viel Gesprächsstoff; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Svea Pietschmann

Kaum war ich dieses Jahr aus dem Sommerurlaub zurückgekehrt, ging es für mich direkt in den »Knast«! (…keine Sorge, mein Führungszeugnis ist nach wie vor ohne jeden Eintrag.) Vielmehr ergab sich mein Gefängnisbesuch im Rahmen der sogenannten »Knastwoche«, in der unsere mobile Bildungsinitiative »on.tour – Das Jüdische Museum Berlin macht Schule« (mehr Informationen zu on.tour) bereits zum wiederholten Mal die Jugendstrafanstalt Plötzensee besuchte sowie zum zweiten Mal die Jugendanstalt Neustrelitz. Das gab mir die Chance, an zwei Tagen Einblicke in den Alltag der Häftlinge zu erlangen. Die Erfahrungen, die ich dabei gemacht habe, waren unglaublich spannend und rückten so manche Vorstellung, die ich vom Gefängnis hatte, zurecht.

Kalt – grau – trist: Wenn man an Gefängnisse denkt, kommen einem nicht sehr einladende Bilder in den Sinn. Umso erstaunter bin ich, als ich die Jugendanstalt Neustrelitz betrete.  weiterlesen

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