Seit vielen Jahren habe ich ein Selbstporträt der Fotografin Ilse Bing im Blick, das sie 1936 auf ihrer ersten Reise nach New York aufgenommen hat. In den letzten zwanzig Jahren wurde das Bild nur zwei Mal auf dem Markt angeboten: das erste Mal, im Jahr 2009, erzielte ein Vintageabzug in einer Auktion den stolzen Zuschlagspreis von 25.000 Euro. Aufgrund der Seltenheit und des hohen Verkaufswerts dachte ich damals, dass die bezaubernde Fotografie wohl nie Teil unserer Sammlung werden könne. Sie wurde für mich zum Inbegriff dessen »was ich mir wünschen würde, wenn ich nur könnte….«.
Ilse Bing, New York – The Elevated and me, späterer Abzug aus dem Jahre 1988 des Originals von 1936, Jüdisches Museum Berlin © Estate of Ilse Bing
Die Fotografie zeigt eine Station der Hochbahn inmitten der New Yorker Skyline und die Reflektion der Fotografin mit ihrer Leica in einem kleinen runden Spiegel. Der Titel »New York – The Elevated and me« verweist auf das Wechselspiel zwischen Stadtansicht und Selbstbildnis. Von links kommende strenge Diagonalen bündeln sich im Spiegelbild der Fotografin mit ihrer Kamera. Dabei wirkt die Skyline Manhattans durch die starke Zuspitzung der Linien wie in Bewegung gesetzt. Das Abbild der Fotografin fügt sich in eine komplett menschenleere Umgebung und fragt so → weiterlesen
Bei der Übergabe ihrer Kunstwerke an das Jüdische Museum Berlin trägt Deborah Phillips selbstverständlich blauen Nagellack. © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Gelia Eisert
Ein Besuch in der Atelierwohnung von Deborah S. Phillips in Berlin-Neukölln. Die Künstlerin trägt heute Blau, nur ihre Schuhe sind Grün. Dass die Künstlerin seit fünf Jahren die Farbe Blau erforscht und sich nun allmählich dem Grün zuwendet, spiegelt sich nicht nur in ihrer Kunst, sondern auch in der Kleidung.
Rot war die Farbe, der sich Deborah Phillips zuerst mit Leidenschaft zuwandte. Der Bibeltext, den sie als Zwölfjährige anlässlich ihrer Bat Mizwa in der Synagoge vorlas, handelte von der Roten Kuh – eine Geschichte, die sie lange nicht losließ. Sie erzählt von einem seltenen Tier, das verbrannt werden muss, um mit seiner Asche die Menschen von ihren Sünden zu reinigen. Erst dann dürfen diese den Tempel in Jerusalem betreten. Sehr viel später mündete Deborah Phillips Nachdenken über die Farbe Rot und deren kulturelle Bedeutungen in eine ihrer zauberhaften Papierarbeiten, »Rotbuch«. → weiterlesen
Fünf Reklamemarken für die Firma Otto Klausner GmbH, Berlin, ca 1910-1914. Schenkung von Peter-Hannes Lehmann
Wie jedes Museum haben wir Objekte, die unsere Besucher immer sehen können; Objekte, die wir gelegentlich in Wechselausstellungen zeigen und auch Objekte, die eher für die Forschung interessant sind, aber wohl kaum je ausgestellt werden. Und dann gibt es die, die längst einmal hätten ausgestellt werden sollen, aber immer noch im Depot liegen. Wenn solche Werke dann für unsere Online-Datenbank aufbereitet und endlich sichtbar sind, ist das eine besondere Freude.
→ weiterlesen