Begegnungen, die bewegen!

Schwarz-weiß Fotografie: Ein kleiner Junge auf einem Stier

Walter Brill auf einem Stier in Herzebrock, ca. 1913
© Jüdisches Museum Berlin, Schenkung des Brill Familienarchivs

Bereits 2009 lernte ich Ralph Brill im Jüdischen Museum Berlin kennen. Damals begleitete er eine Stifterin. Nur beiläufig erfuhr ich von seiner interessanten Familiengeschichte. Einige Monate später schickte er mir Kopien von Fotografien und Dokumenten seiner Familie und es wurde schnell klar, dass es sich hierbei um sehr beeindruckende Zeitzeugnisse handelte. Seitdem waren wir immer wieder im Kontakt. Anfang 2013 entschloss sich Ralph Brill, das gesamte Konvolut dem Jüdischen Museum zu schenken. Im Mai kam er zusammen mit seinen drei Kindern, Micah, Loren und Wade, nach Berlin, um die Sammlung zu übergeben. Es wurde ein sehr eindrucksvoller gemeinsamer Tag. Micah, Loren und Wade Brill hatten neben der amerikanischen Staatsbürgerschaft gerade die deutsche erhalten. Die Rechtslage sieht diese Möglichkeit für Personen und ihre Nachfahren vor, die von nationalsozialistischen Ausbürgerungsmaßnahmen betroffen waren. Die Reise nach Berlin war für die drei der erste Aufenthalt in Deutschland und steht im Zusammenhang mit ihrem Interesse, mehr über ihre Vorfahren zu erfahren.  weiterlesen

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Veröffentlicht von am 31. Oktober 2013 1 Kommentar

Bedrohlich und lebenslustig

– warum Lilith unsere Besucherinnen fasziniert

Bilder von Glikl von Hameln

Raumansicht aus unserer Dauerausstellung
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jens Ziehe

Ich biete regelmäßig Führungen zum Thema »Frauen im Judentum« durch unsere Dauerausstellung an. Dafür interessieren sich meistens Frauengruppen oder Personen, die mit den Grundlagen des Judentums und der jüdischen Geschichte bereits vertraut sind. Ich mag die lebhaften Diskussionen mit den Teilnehmern und Teilnehmerinnen. Die Gespräche über das Leben von Glikl von Hameln, Dorothea Schlegel und Albertine Mendelssohn-Bartholdy, über Else Lasker-Schüler, über Lilith und Eva sind immer auch Gespräche über die Gleichberechtigung der Frauen, über unsere Gleichberechtigung!
Von Lilith haben viele die unterschiedlichsten Dinge gehört: »Kommt die nicht auch in Goethes Faust vor?«, »Beim Kartenlegen ist Lilith wichtig.«, »Die erste Frau von Adam, vor Eva«. Manche denken bei Lilith an ein bedrohliches Nachtgespenst, andere haben ihrer Tochter den Namen gegeben, denn Lilith steht auch für Selbstbestimmtheit, Unabhängigkeit, ungezügelte Wildheit und lebensfrohe Sinnlichkeit. Ein Lebenskonzept, das dem traditionellen Frauenbild widerspricht, eigentlich ein Gegenkonzept zu Eva. Kein Wunder also, dass der Name Lilith vor allem in feministischen Kreisen bekannt ist (vgl. das feministische Magazin Lilith).  weiterlesen


Liebesgrüße vom Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz!

Am Tag der offenen Akademie am kommenden Sonntag, dem 27. Oktober, feiern wir auch die Namensgeber des neuen Stadtplatzes an der Lindenstraße. Fromet Gugenheim, verheiratete Mendelssohn, wird nach einer längeren Entscheidungsfindung nun neben ihrem Ehemann Moses Mendelssohn im Stadtbild Berlins verewigt. Grund genug, das außergewöhnliche Paar etwas besser kennenzulernen!

Tora-Vorhang

Dieser Tora-Vorhang wurde (so die hebräische Inschrift) 1774/75 von Moses und Fromet Mendelssohn einer Berliner Synagoge gestiftet. Dieses und weitere Objekte zu Moses Mendelssohn finden Sie in den Sammlungen des Jüdischen Museums Berlin

Als der Philosoph Moses Mendelssohn im Frühjahr 1761 bei einem Besuch in Hamburg die Kaufmannstochter Fromet Gugenheim kennenlernt, ist es um ihn geschehen. In einem Gartenhäuschen gesteht er ihr seine Liebe und stiehlt »einige Küsse von ihren Lippen«. Wie berauscht kehrt er nach Berlin zurück und schreibt an seinen Freund, Gotthold Ephraim Lessing:

»Ich habe die Thorheit begangen, mich in meinem dreißigsten Jahr zu verlieben. … Das Frauenzimmer, das ich zu heirathen Willens bin, hat kein Vermögen, ist weder schön noch gelehrt, und gleichwohl bin ich verliebter Geck so sehr von ihr eingenommen, daß ich glaube, glücklich mit ihr leben zu können.«

Die beiden heiraten im Juni 1762. Dass es sich um eine Liebesheirat handelt, ist durchaus ungewöhnlich, denn die meisten Ehen wurden damals von Heiratsvermittlern geschlossen – »so brauchen wir auch keine Ceremonien zu unserer Correspondenz«, schreibt Moses an Fromet in dem allerersten Brautbrief vom 15. Mai 1761, »…das Herz wird antworten.«  weiterlesen