Wie aus 3000 Sammlungsobjekten eine Kabinettausstellung zum Ersten Weltkrieg wurde
Sammlungsobjekte in unserer aktuellen Ausstellung »Der Erste Weltkrieg in der jüdischen Erinnerung«
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Mariette Franz
Vergangene Woche eröffnete unsere Ausstellung »Der Erste Weltkrieg in der jüdischen Erinnerung«. Sie umfasst vor allem Objekte aus Familiensammlungen, die dem Jüdischen Museum geschenkt wurden und eine ganz persönliche Geschichte erzählen.
Gezeigt werden insgesamt 176 Objekte, die acht Kuratorinnen und Kuratoren, sechs Restauratorinnen und Restauratoren, zwei Ausstellungstechniker, eine Übersetzerin und ein Graphiker ausgewählt, aufbereitet und visuell in Szene gesetzt haben. Das hört sich nach einer ziemlich großen Ausstellung an, und ich habe noch nicht einmal die zahlreichen guten Geister im Hintergrund genannt, insbesondere die studentischen Hilfskräfte und die Hausmeister. Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine Sammlungspräsentation unserer Bestände zum Ersten Weltkrieg in der Vitrine des Rafael Roth Learning Centers. → weiterlesen
Harry Engel (1892-1950) mit der Mannschaft des FC Bayern München, München, September 1916
© Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Alfred Engel, Foto: Jens Ziehe
Am 15. Februar 1940 erreicht die Münchner Familie Engel das rettende Ufer Manhattans – nach vierjährigem Warten auf das amerikanische Visum und der geglückten Flucht aus Nazideutschland. In ihrem Gepäck befinden sich einige Erinnerungsstücke, die der damals 13 Jahre alte Alfred Engel Jahrzehnte später dem Jüdischen Museum Berlin aus dem Nachlass seines Vaters schenken wird. Darunter sind seltene Fotografien aus den 1910er Jahren, in denen Harry Engel (1892-1950) aktiver Fußballer beim FC Bayern München war.
Meine Aufmerksamkeit für das Konvolut → weiterlesen
Das Fest der Befreiung an der Front
Am gestrigen Montagabend, 14. April 2014, hat das achttägige Pessach-Fest begonnen. Den Auftakt bildet jedes Jahr der Seder-Abend, dessen Name sich vom hebräischen Wort seder = Ordnung ableitet, weil dieser Abend in einer besonderen rituellen Abfolge begangen wird.
Das rituelle Programm des Seder-Abends ist in einem oft hübsch illustrierten Buch beschrieben, der Haggada. (Ganz besonders kostbare Haggadot zeigen wir übrigens in unserer aktuellen Sonderausstellung »Die Erschaffung der Welt«, und warum auch eine eher unscheinbare Haggada für ein Museum von großem Wert sein kann, hat unser Archivleiter kürzlich in seinem Blogbeitrag beschrieben). Aus der Haggada werden die traditionellen Texte und Lieder rezitiert. Auf den Tisch kommen symbolische Speisen und Getränke, die an bestimmten Zeitpunkten des Abends eingenommen werden.
Deutsche Soldaten feiern Pessach im besetzten Jelgava (bei Riga).
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: unbekannt, Schenkung von Lore Emanuel
Was aber unterscheidet diese Nacht von all den anderen Nächten? Diese Frage stellen sich Juden rund um den Globus und Jahr für Jahr beim Seder-Mahl. Die Antwort lautet: Es ist das Fest der Befreiung, erinnert es doch an den Auszug der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei. Jeder soll sich so fühlen, als ob er selbst und noch einmal aus Ägypten ausziehen würde. Um die gewonnene Freiheit symbolisch zu würdigen, lehnt man sich beim Essen und Trinken zum Beispiel gemütlich zurück. Eine Haltung, die in der antiken Welt nur den Freien, nicht aber den Sklaven vorbehalten war. → weiterlesen