Von der Keramik-Kanne bis zum Ananas-Pokal. Zur Arbeit am Objekt

Fotografie mit Ansicht eines geöffneten Glasschranks mit Sicht auf grauen Kartons und drei Leuchter

Ansicht des Depots im Jüdischen Museum Berlin, © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jens Ziehe

Es ist kalt. Das Neonlicht leuchtet grell. Vor weißen Wänden reiht sich ein grauer Schrank neben den anderen. Der Raum wirkt steril. Die Klimaanlage brummt. Depot-Tristesse.

Ich ziehe blaue Gummi-Handschuhe an, öffne einen der Schränke und hebe einen grauen Karton heraus. Unter mehreren Lagen von Seidenpapier schimmern die Konturen eines Objekts hervor. Ich nehme es vorsichtig aus dem Karton und befreie es von dem Papier: ein historischer Mikrokosmos eröffnet sich.  weiterlesen


Veröffentlicht von am 1. April 2015 2 Kommentare

Frisch eingetroffen: Kunstwerke für den Automaten

Die letzten Wochen waren von hektischer Betriebsamkeit erfüllt, denn Kisten und Kästen gingen von Hand zu Hand, mussten gesichtet, ausgeräumt und sortiert werden. Dabei kamen die verschiedensten Objekte zum Vorschein, die sich im Museum in alle Himmelsrichtungen auszubreiten schienen.

© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Gelia Eisert

© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Gelia Eisert

Auf einer langen, dunkelroten Unterlage wurden blaue Drucke ausgebreitet. Leuchtet in ihnen eher »tchelet« oder doch »argaman« oder gar beides? Und was heißt das überhaupt?

 

© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Gelia Eisert

© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Gelia Eisert

In einer Teeküche tauchte eine »magische« Karte auf. Plötzlich war alles koscher: die Spüle, der Kühlschrank, das Geschirr, die ganze Küche. So hatte es die Künstlerin verheißen und so war es auch geschehen.  weiterlesen


Veröffentlicht von am 20. März 2015 2 Kommentare

Saskia Boddeke: »Ihr Schmerz wird unser aller Schmerz sein«

Ab dem 22. Mai 2015 zeigt das Jüdische Museum Berlin die Ausstellung »Gehorsam« des Filmregisseurs Peter Greenaway und der Multimedia-Künstlerin Saskia Boddeke. »Gehorsam« basiert auf der biblischen Geschichte vom Urvater Abraham, der dem göttlichen Befehl folgt und sich aufmacht, um seinen Sohn zu opfern. Die beiden Künstler inszenieren diese Geschichte mit Filmprojektionen, kostbaren Objekten, Soundeffekten und raumgreifenden Installationen als eindringliches Schaustück in fünfzehn Räumen. Für Saskia Boddeke bildet die Filminstallation »I’m Isaac / I’m Ishmael« zu Beginn der Ausstellung zugleich das »Herzstück« des gesamten Projekts: Kinder und junge Erwachsene aus aller Welt sind eingeladen, Teil dieser Installation zu werden:

Um unsere Leserinnen und Leser diese Einladung ans Herz zu legen, habe ich mich mit Saskia Boddeke über die Idee der Installation und ihre künstlerische Vision unterhalten.

Mirjam Wenzel: Die biblische Geschichte im 1. Buch Mose, Kapitel 22  beginnt mit der Stimme Gottes, die Abraham anweist, nach Moriah zu gehen und seinen Sohn zu opfern. Aber die Geschichte, die Sie mit der Installation »Gehorsam« erzählen, rückt die Perspektive von Isaak und Ismael an den Anfang. Warum?  weiterlesen