»Ich glaub‘ nie mehr an eine Frau« – der Ton zum Film

Es gibt Filme, die in Archiven schlummern und auf ihre Entdeckung warten. Es gibt aber auch Filme, die es nicht mehr gibt, und die dann wieder auftauchen: als Filmton.

Verpackungen von Schallplatten

Fundsituation der Schelllackplatten © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Regina Wellen

Anlässlich des Umzugs unserer Bestände in ein anderes Depot sichtete unsere Kollegin Regina Wellen aus der Restaurierungsabteilung unsere Sammlung an Schellackplatten, um ein neues Lagerungskonzept zu erstellen. Dabei stieß sie auf elf noch nicht inventarisierte Platten, die viel größer als die anderen waren und deren Label auf eine andere Verwendung als das häusliche Grammophon schließen ließ. Zu unserem Glück konnte Regina sie schnell als Filmgeleitplatten identifizieren, die während den Filmvorführungen in den Kinosälen mit Hilfe des eingezeichneten Startsignals einen synchronen Ton zum Bild liefern sollten. Die von eins bis zwanzig durchnummerierten Kästchen auf dem Label konnten nach jeder Filmvorführung angekreuzt werden, um abgenutzte Platten rechtzeitig auszutauschen. Nachdem Regina diese Platten trocken gereinigt und eine Verpackung angefertigt hatte, nahm sie  weiterlesen


Veröffentlicht von am 30. Januar 2015 4 Kommentare

Davids Beschneidung: Warum auch ein Fragezeichen eine Geschichte erzählen kann

Ergänzend zu unserer aktuellen Sonderausstellung »Haut ab! Haltungen zur rituellen Beschneidung in Deutschland« hat sich das Team von Blogerim auf die Suche nach jüdischen und muslimischen Interviewpartnern gemacht, die aus ihrer ganz persönlichen Sicht über das Thema berichten können. Weil sie sich für die Beschneidung ihres Sohnes entschieden haben oder dagegen. Wir hörten uns in unserem Bekanntenkreis um, starteten einen Aufruf in unseren Netzwerken und bekamen diverse Rückmeldungen. Einige der Erzählungen, die zunächst zum Schmunzeln anregten, haben uns auch nachdenklich gestimmt – so wie die Geschichte von David.

Schwarz-weiß Fotografie: Ein Mann und zwei Jugendliche spielen Backgammon

Shlomit lernte David im Jüdischen Jugendzentrum Joachimstaler Straße in Berlin kennen. Auf diesem Foto ist ein Bildungsreferent des Jugendzentrums beim Backgammonspiel mit Jugendlichen zu sehen, Berlin 1992 © Foto: Michael Kerstgens, Jüdisches Museum Berlin

Von David erzählte uns Shlomit Tulgan, eine Kollegin aus der Bildungsabteilung, die ihn als Jugendliche kennen gelernt hatte. Er sei Sohn einer assimilierten jüdischen Mutter gewesen und habe sich im Alter von 22 Jahren für eine Beschneidung im Jüdischen Krankenhaus Berlin entschieden. Seine Begründung für diese Entscheidung war damals: Er wolle »zu seinen Wurzeln zurückkehren und das nachholen was seine Eltern ihm verwehrt haben«. David sei »kein Kind von Traurigkeit« gewesen, erinnert sich Shlomit, die ihn vor allem im Jugendzentrum der Jüdischen Gemeinde Berlin in der Joachimstaler Straße traf. Fast jeden Monat  weiterlesen


Der Jüdische Kulturverein in Berlin 1990-2010

Chanukkaleuchter mit brennenden Kerzen, dahinter ein Banner mit der Aufschrift "Happy Chanukka. Jüdischer Kulturverein Berlin"

Chanukkaleuchter, aufgestellt beim 15. Chanukkaball des Jüdischen Kulturvereins, Berlin 12.12.2004 © Foto: Igor Chalmiev, Schenkung des Jüdischen Kulturvereins an das Jüdische Museum Berlin

Heute vor 25 Jahren, am 22. Januar 1990 wurde der Jüdische Kulturverein gegründet. Einen Monat zuvor, am 13. Dezember 1989 war in vielen Zeitungen der DDR ein über die Presseagentur ADN verbreiteter Aufruf erschienen. Er kündigte einen Zusammenschluss von in der DDR lebenden Juden an, der sich der Verbreitung von Wissen über jüdische Kultur und Geschichte widmen wollte. Der Aufruf kam nicht von ungefähr:

Schon 1986 hatten sich säkulare Juden auf Einladung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin (DDR) zusammen gefunden, um ihren jüdischen Wurzeln nach zu gehen, die für ihre Eltern keine identitätsstiftende Rolle mehr spielten. Aus der 2. Generation der politischen Remigranten, die in der DDR sozialisiert worden waren, formierte sich die Gruppierung »Wir für uns – Juden für Juden«. In regelmäßigen Zusammenkünften  weiterlesen