Vor einigen Jahren verbrachte ich den Sommer in Katalonien und spazierte durch das Hafenstädtchen Sant Feliu de Guíxols. Ein besonderer Ort: Verschont von den Bausünden an Spaniens Küsten, mit einem Fischereibetrieb, der nicht nur dekorative Zwecke verfolgt und erfolgreich in einem speziellen Industrie-Zweig: Kork. Hier, wo man nominell in Spanien ist und doch eben ganz woanders, verbrachte R.B. Kitaj mit seiner Frau den Winter 1953/54. Zwanzig Jahre später kaufte er sich dort ein Haus. Was bedeutete ihm dieser störrische Landstrich, der sich immer wieder auflehnte gegen die spanische Übermacht? → weiterlesen
Kennst Du das Land?
Die Bibliothek als Heimat
Kitaj hat einmal gesagt, für ihn seien die Bücher das, was die Bäume für einen Landschaftsmaler sind.
Seine Ateliers im Londoner Stadtteil Chelsea und in Westwood, Los Angeles waren mit Büchern vollgestopft, die in Regalen, aber auch rund um seine Staffelei auf dem Boden sich türmten. Schon als Student an der Cooper Union streifte er auf dem Weg zur Kunstschule durch die billigen Buchläden in der 4. Avenue, der größten Bücherstraße der Welt. Hier fand er nicht nur die Klassiker der Moderne wie James Joyce, Ezra Pound, T.S. Eliot und Kafka, sondern vor allem Zeitschriften wie die »Partisan Review« und das amerikanische Surrealisten-Magazin »View«. In Oxford entdeckte er über seinen Lehrer Edgar Wind die Warburg-Schule und kaufte den kompletten Satz des berühmten »Journals of the Warburg Institute«. Die Illustrationen zum »Nachleben der Antike« in Form von Kupferstichen nach antiken Vorlagen regten seine visuelle Phantasie an. → weiterlesen
Das Vexierbild
Mich beeindrucken die collagenhaften Werke von R.B.Kitaj, die aus einer Überlagerung von zahlreichen Informationen und künstlerischen Zitaten bestehen.
Mit ihren kräftigen Farben strahlen sie zunächst eine Leichtigkeit und Schönheit aus.
Die tatsächlichen Geschichten hinter den Motiven werden erst durch die Texte deutlich, die Kitaj zu seinen Bildern verfasst hat. Diese zusätzliche Ebene macht aus den Collagen überfrachtete Projektionsflächen für persönliche, historische, politische, kulturelle und religiöse Themen und Ereignisse. Auf einmal lassen sich Text und Bild nicht mehr von einander trennen. Eine vermeintlich schöne, farbenfrohe Arbeit wird zum Vexierbild. → weiterlesen