Eine Fotosammlung aus einem Versteck in Berlin-Friedrichshain
Ein Mädchen vor einer Tür stehend, vermutlich Berlin ca. 1918–1922; Jüdisches Museum Berlin
Wenn ich eine neue Mappe mit Fotografien öffne, weiß ich nie, was mich erwartet, in wessen Gesichter ich blicke und welche Schicksale sich dahinter verbergen. Häufig sind die Aufnahmen Teil einer größeren Sammlung, welche aus Dokumenten, Alltags- und Kunstgegenständen besteht und bei der wir die Biografien der erwähnten Personen genau kennen beziehungsweise recherchieren können. So war es zum Beispiel bei den Fotografien der Kabarettistin Olga Irén Fröhlich, die ich bereits hier im Blog vorgestellt habe. Dieses Mal aber werden die abgebildeten Personen für mich unbekannt bleiben; ich werde ihnen keine Namen und keine Geschichten zuordnen können. Vielleicht können Sie es?! → weiterlesen
Emanuel und Johanna Stern, um 1903; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Alexander Summerville
Vor etwas mehr als zwei Jahren schrieb ich hier im Blog über eine Pessach Haggada, die ich online erworben hatte. Sie hatte wegen einer Namensliste auf den Umschlaginnenseiten meine besondere Aufmerksamkeit erregt. Darin sind alle Personen verzeichnet, die über sieben Jahre hinweg an Pessach-Sederabenden in zwei Wohnungen in direkter Umgebung unseres Museums teilgenommen hatten. Eingehende Recherchen brachten zahlreiche Informationen zu vielen der erwähnten Personen zutage, und mein Blogtext schloss damals mit der Hoffnung, Nachfahren der aufgelisteten Personen ausfindig zu machen.
Ende März dieses Jahres flog ich nun nach Stockholm, um Alexander Summerville zu besuchen. Er ist der Urenkel von Paul Aron, in dessen Wohnung in der Hedemannstraße 13/14 in fünf der in der Haggada verzeichneten Jahren Pessach-Sederabende abgehalten wurden. → weiterlesen
Das tragische Schicksal von Shmuel Dancyger sel. A.
Die Familie am Grab von Shmuel Dancyger; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Morris Dancyger
Während eines Aufenthalts in meiner kanadischen Heimatstadt Calgary (Alberta) im Sommer 2014 hatte ich Gelegenheit, Morris und Ann Dancyger zu treffen. Beide haben als Kinder den Holocaust überlebt. Morris Dancyger gehörte zu den wenigen Minderjährigen, die am 27. Januar 1945 in Auschwitz von der sowjetischen Armee befreit wurden. In den ikonisch gewordenen Filmaufnahmen, in denen Jungen und Mädchen ihre tätowierten Arme zeigen, steht der damals vierjährige Morris im Zentrum. Ann Dancyger überlebte 1942 zusammen mit ihrer Mutter auf wundersame Weise eine Erschießungsaktion in der Nähe der Stadt Ratno in der heutigen Ukraine, in der sie geboren wurde und anschließend beinahe drei Jahre im Versteck zubrachte. Als der Krieg zu Ende war, machte sie sich auf den Weg Richtung Deutschland. Von dort gelangte sie zwei Jahre später schließlich nach Calgary, wo Verwandte von ihr wohnten. Als ich dort aufwuchs, kannte ich die Dancygers nicht, und obwohl ich viel später etwas über das traurige Schicksal von Morris Dancygers Vater Shmuel gelesen hatte, war mir nicht bewusst, dass seine Witwe und Kinder in Calgary wohnten. → weiterlesen