Veröffentlicht von am 20. November 2012

Bezalels Nachfahren

Menschen auf der Durchreise

Maurycy Minkowski, Nach dem Pogrom, 1910 © Prestel Verlag

Das Buch 50 jüdische Künstler, die man kennen sollte von Edward van Voolen stellt eine Auswahl der wichtigsten jüdischen Maler, Bildhauer und visuellen Künstler der vergangenen zweihundert Jahre vor. Van Voolen ist Kurator am Joods Historisch Museum in Amsterdam und Rabbiner und Lehrer am Abraham Geiger Kolleg in Potsdam. Sein Buch ist eine Freude zu lesen. Die Einführung skizziert prägnant die Geschichte der jüdischen Kunst, ausgehend von ihren frühesten Zeugnissen von vor dreitausend Jahren, und sie beschreibt die wichtigsten Ereignisse und Persönlichkeiten – die Nachfahren des ersten biblischen Künstlers Bezalels –, ohne jedoch den Fehler zu begehen, zu viele Ähnlichkeiten zwischen den Künstlern allein aufgrund ihrer jüdischen Familienhintergründe zu suchen.  weiterlesen

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Veröffentlicht von am 7. November 2012

David Hockney besucht R.B. Kitajs »Obsessionen«

Gemälde von Kitaj mit David Hockney und Blume

R.B. Kitaj, The Neo-Cubist, 1976–1987 © R.B. Kitaj Estate, Astrup Fearnley Collection, Oslo, Norwegen

Am 19. Oktober kurz nach 20 Uhr erhielt ich plötzlich die Nachricht: »David unterbricht seine Aufbauarbeiten in Köln und kommt am Sonntag zwischen 11 und 11.30 Uhr ins Jüdische Museum Berlin«.

Ich hatte schon vor einiger Zeit Kontakt zu dem Galeristen Peter Goulds aufgenommen, um herauszufinden, ob David Hockney wohl daran interessiert sein könnte, während der Vorbereitungen seiner Ausstellung »A Bigger Picture« im Museum Ludwig nach Berlin zu kommen, um die R.B. Kitaj-Ausstellung zu sehen. Obwohl dies zunächst unwahrscheinlich erschien, kam Hockney dennoch am 21. Oktober, begleitet von seinem Partner, dem Studiomanager und einem Fahrer, im eleganten grauen Zweireiher, schwarzem Hawaii-Hemd mit phantastischem Pflanzendekor und einer karierter Schirmmütze.  weiterlesen


Veröffentlicht von am 29. Oktober 2012

Verweis auf Vergangenes

Gemälde mit großer Menschenzahl

R.B. Kitaj, The Autumn of Central Paris, 1972–1973 © R.B. Kitaj Estate

R.B. Kitajs Leinwände sind gespickt mit Verweise auf Vergangenes, auf Gelehrte und Künstler wie Erasmus und Herman Melville, Fra Angelico oder Rosa Luxemburg. Aus formaler Sicht kann man Kitajs Verweise als Kommentare zur visuellen Bedeutung von Bildern und Namen, Zeichen und Zitaten verstehen. Aus theoretischer Sicht kann eine solche Referenzdichte auf die Suche nach künstlerischen Vorgängern hindeuten und den Aufbau einer intellektuellen Gemeinschaft. Für mich haben Kitajs Arbeiten etwas besonders Bewegendes: Wie in Traumwelten bevölkert der Künstler seine Bilder mit »adoptierten Vorfahren«, die im Gemälde vereint und einander verbunden sind. Das scheint symptomatisch zu sein für jüdische Erfahrung im Europa nach dem Holocaust.  weiterlesen