Verteilte Rollen, zersetzte Gewissheiten, rote Räume und Kartoffelschäler

– ein Gespräch über die Ausstellung »Gehorsam«

Die Ausstellung »Gehorsam. Eine Installation in 15 Räumen von Saskia Boddeke & Peter Greenaway«, die gerade um zwei Monate verlängert wurde, ruft sehr unterschiedliche Reaktionen bei unseren Besucherinnen und Besuchern hervor. Atalya Laufer und Marc Wrasse führen als Guides regelmäßig durch die Ausstellung. Sie erzählten mir nun, welche Erfahrungen sie dabei machen, wie sie die Ausstellung sehen und worauf sie die verschiedenen Reaktionen zurückführen.

Mirjam Wenzel: Wie gestaltet ihr eure Führungen durch die Ausstellung?

Frau vor einer Vitrine mit einem Buch, im Hintergrund andere Ausstellungsbesucher

Besucherin im »Golden Room« mit Manuskripten aus den drei monotheistischen Religionen © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jule Roehr

Marc Wrasse: Unsere Führungen sind eigentlich Begleitungen in drei Teilen: Wir begrüßen die Gruppe und führen ein einleitendes Gespräch, in dem wir darauf hinweisen, dass das Museum diese Ausstellung von zwei Künstlern hat erarbeiten lassen. Dann lesen wir gemeinsam den biblischen Text, auf den die Ausstellung reagiert – und zwar in der Übersetzung von Moses Mendelssohn –, bevor wir die Gruppe der Ausstellung überlassen.

Atalya Laufer: Ich nehme lieber die Übersetzung von Martin Buber und Franz Rosenzweig.

Marc: Aber du liest den Text auch in verteilten Rollen, oder? Dadurch machen wir von vornherein deutlich, dass wir die Ausstellung mit den Besuchern entdecken und erleben wollen.  weiterlesen


Veröffentlicht von am 19. August 2015 0 Kommentare

Der Kunstautomat geht in die Verlängerung mit »gläsernen Interieurs« von Daniel Wiesenfeld

Porträt des Künstlers neben einem Glasbrennofen

Daniel Wiesenfeld bei der Arbeit. Im Ofen liegen die fertig gebrannten Glasplatten, 2015
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Anna Golus

Während in den vergangenen Wochen überall Menschen in der Sommersonne brutzelten, ›backte‹ Daniel Wiesenfeld 100 neue Kunstwerke für unseren Kunstautomaten. Welch ein Glück, denn der Automat ist mittlerweile fast ausverkauft!

Es ist nun schon die dritte Reihe von Werken, die Daniel dem Jüdischen Museum Berlin überreicht, und keine Serie gleicht der anderen. Im April erhielten wir 100 Ölbilder, in denen sich der Künstler Grimassen schneidend selbst porträtierte, sowie 100 Kohlezeichnungen mit unterschiedlichsten Motiven. Bei seiner neuen Serie entschied sich Daniel für eine Technik, die sowohl für ihn selbst neu ist als auch im Kunstautomaten eine Premiere feiert: die Glasmalerei.

Vor einigen Tagen besuchte ich Daniel in Tempelhof.  weiterlesen


Veröffentlicht von am 14. August 2015 2 Kommentare

»Niemals blieb ich distanziert«

Ein Gespräch mit Rachel Heuberger über die biblische Erzählung von der Bindung Isaaks und die Ausstellung »Gehorsam«

Tänzer stellen Abraham, Isaak, Engel und Teufel dar

Filmstill aus einer Installation in der Ausstellung »Gehorsam«
© S. Boddeke & P. Greenaway, Foto: Digidaan

Seit einiger Zeit ist im Jüdischen Museum Berlin die Ausstellung »Gehorsam. Eine Installation in 15 Räumen von Saskia Boddeke & Peter Greenaway« zu sehen. Wie jede Ausstellung, so findet auch diese unterschiedlichen Anklang bei unseren Besucherinnen und Besuchern. Im Unterschied zu anderen Ausstellungen aber fällt das Feedback, das uns im Nachhinein erreicht, oft anders aus, als vermutet. So auch dasjenige von Dr. Rachel Heuberger, Kuratorin der Hebraica- und Judaica-Sammlung der Universitätsbibliothek Frankfurt, mit welcher ich unmittelbar nach ihrem Ausstellungsbesuch über ihre Eindrücke und Gedanken sprach.

Mirjam Wenzel: Du hast gerade die Ausstellung »Gehorsam« von Saskia Boddeke und Peter Greenaway besucht. Wie würdest du sie beschreiben?  weiterlesen