oder: »Sein, wer ich bin«
»In der Nacht, bevor ich nach Deutschland zu Mosha, meinem Großvater, fliege, lerne ich jemanden kennen, nehme ihn mit zu mir und schlafe zum ersten Mal in meinem Leben mit einem Mann.«
© weissbooks.w
Frankfurt am Main
Mit diesem Satz beginnt das erste Kapitel des 2010 erschienenen Romans Sag es mir von Vanessa F. Fogel. Die Autorin ist 1981 in Frankfurt am Main geboren und in Israel aufgewachsen. Sie stellt die Ich-Erzählerin ihres autobiographischen Romans gleich als Enkelin und als selbstbewusste junge Frau vor, die trotz der bevorstehenden Reise zu den Orten der Vernichtung – von Berlin geht es dann mit dem Opa nach Polen – den Freuden und der Vitalität des Lebens zugewandt ist.
Nun hat der Frankfurter weissbooks-Verlag erneut eine jüdische Stimme der ›dritten Generation‹ ins Programm genommen. Die ebenfalls 1981 in Frankfurt am Main geborene – und anders als Fogel auch dort lebende – Juristin Channah Trezbiner hat ihr Buch Die Enkelin genannt. Es handelt sich hierbei nicht um einen Roman, sondern um »eine Art inneren Monolog«. Auch dieser beginnt selbstbewusst: »Ich akzeptiere die, die ich bin.« Sogleich macht die Autorin dann allerdings auf den schwierigen Prozess aufmerksam, der dieser Behauptung zugrunde liegt:
»Ich habe die Verbindung zu meinem innersten Ich jahrelang gekappt […], [um] Ersatz für ermordetes Leben zu sein. […] Wie hätte ich anders gekonnt. Ich heiße Channah, so wie die jüngste Schwester meiner Oma […].« → weiterlesen
In der Woche vom 21. bis 27. Oktober 2013 finden in der Akademie des Jüdischen Museums Berlin Lesungen, Workshops und ein Publikumstag unter dem Titel »VielSeitig. Eine Buchwoche zu Diversität in Kinder- und Jugendliteratur« in Kooperation mit Kulturkind e.V. statt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Abteilungen haben dafür zahlreiche Bücher gelesen, diskutiert und ausgewählt. Einige dieser Bücher wurden in den vergangenen Wochen hier bereits vorgestellt.
Anders als in der deutschen Jugendliteratur, ist die Bandbreite an Kinderbüchern zum Thema Vielfalt noch ziemlich überschaubar. Meist geht es dort um Vielfalt im Tierreich oder um die Darstellung ›fremder‹ Kulturen am Beispiel von ausländischen Schulkindern, die ihre deutschen Schulfreunde zu einem Fest einladen. Dann wird wahlweise das jüdische Pessachfest, das muslimische Zuckerfest oder das chinesische Neujahrsfest nach ein und demselben Schema beschrieben: Die Mutter bereitet das Festmahl zu, der Vater erzählt eine Geschichte zum Ursprung des Festes und die Kinder warten das zentrale Festritual ab, bis sie schlafen gehen müssen. Eine Handlung im eigentlichen Sinne findet dabei selten statt.
Ingke Brodersen wählt einen anderen Weg: Aus der Sicht eines kleinen Jungen namens Sascha erzählt sie die Geschichte seiner Auswanderung aus Russland und seiner Ankunft in Berlin. → weiterlesen
In der Woche vom 21. bis 27. Oktober 2013 finden in der Akademie des Jüdischen Museums Berlin Lesungen, Workshops und ein Publikumstag unter dem Titel »VielSeitig. Eine Buchwoche zu Diversität in Kinder- und Jugendliteratur« in Kooperation mit Kulturkind e.V. statt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Abteilungen haben dafür zahlreiche Bücher gelesen, diskutiert und ausgewählt. Einige dieser Bücher wurden in den vergangenen Wochen hier bereits vorgestellt.
Das Buch von Janne Teller sieht aus wie ein Reisepass – genauso klein, und mit seinen 32 Blatt ist es auch nur wenig dicker. Die Lektüre beginnt mit der Frage: »Wenn bei uns Krieg wäre. Wohin würdest du gehen?« Ich habe mir diese Frage bisher noch nie gestellt. Doch Teller beschreibt in eindringlichen, einfachen Sätzen den Krieg in Deutschland, die Flucht einer Familie über mehrere Länder, das Leben im Flüchtlingslager und das Aufwachsen einer neuen Generation in Ägypten. → weiterlesen