Veröffentlicht von am 27. Mai 2014 0 Kommentare

Auf der Suche nach den neuen Deutschen

Besuch im Lesesaal der Akademie

Was haben Bücher mit Titeln wie Muslime im säkularen Rechtsstaat, Diaspora Identities oder z.B. 650 Jahre Rixdorf im Jüdischen Museum zu suchen? Diese Frage zu beantworten, ist Aufgabe der Akademieprogramme Migration und Diversität. Die Frage dagegen, wie Sie diese Bücher bei uns finden, fällt in die Zuständigkeit der Bibliothek.

Eine Lesesaalbesucherin informiert sich beim Bibliothekar am Informationspult.

Lesesaal der Bibliothek des Jüdischen Museums Berlin
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Mirjam Bitter

Nehmen wir mal an, Sie suchen Informationen über Sozialstruktur, Vereine und Biographien von Migranten in Berlin, am besten über Kreuzberg, wo Sie vor zwei Jahren aus der hessischen Provinz hingezogen sind. Nach Ihrem Museumsbesuch am Sonntagnachmittag wollten Sie sich auch die neue Akademie anschauen, wo vor einiger Zeit diese Veranstaltung über die neuen Deutschen stattfand, von der Ihnen ein Freund erzählt hatte. Die Akademie ist zwar am Wochenende geschlossen, ein Host sagte Ihnen aber, dass es dort auch eine Bibliothek gibt. Gleich am Montag kommen Sie vorbei und fragen im Lesesaal nach Türken in Kreuzberg. Nun würde der Bibliothekar am liebsten sagen: zweites Regal links, hinten durch, da steht, was Sie suchen. Aber so einfach ist es leider doch nicht.  weiterlesen


Veröffentlicht von am 3. Mai 2014 0 Kommentare

Von liebenswerten Kauzen und Liebe als einer Art Entzündung

Zum Geburtstag eines eindringlichen Erzählers

Buchcover mit Abbildung von zwei Ledersesseln

Buchcover »Juden und Worte«
© Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag

Am 4. Mai können wir dieses Jahr einem großen Schriftsteller zum 75. Geburtstag gratulieren, der im letzten Jahr gleich zweimal im Jüdischen Museum Berlin zu Besuch war: Amos Oz. Der preisgekrönte israelische Autor – er erhielt u. a. den Friedenspreis des deutschen Buchhandels (1992) und zuletzt den Franz-Kafka-Literaturpreis (2013) – stellte im vergangenen Oktober mit seiner Tochter, der Historikerin Fania Oz-Salzberger, das gemeinsame Buch Juden und Worte (dt. 2013) vor. In vier Kapiteln beschreiben die »beiden nicht-religiösen israelischen Juden« (S. 15) auf unterhaltsame Weise die historische Kontinuität der jüdischen Tradition anhand einer »Genealogie von Lesen und Schreiben« (S. 29). Sie sinnieren dabei über die mögliche Dichterin des Hoheliedes und andere »Frauen mit Stimme« (S. 77) und denken über die Bedeutung von Zeit und das Verhältnis von »Kollektivität und Individualität« (S. 179) nach.

Zweistöckiger Bungalow mit Außentreppe, dahinter Bäume

Wohnhaus in einem realen Kibbuz, Foto: Mirjam Bitter
Creative Commons Lizenzvertrag

Als literarischer Autor war Amos Oz im März 2013 mit seinem jüngsten Erzählband Unter Freunden (2103, hebr. Original Bejn chaverim 2012) bei uns im Museum zu Gast. Die acht Erzählungen darin spielen im fiktiven Kibbuz Jikhat. Dass der Autor das Kibbuzleben kennt, merkt man seinen Geschichten gleich an – er verließ als knapp 15-Jähriger das Haus seines intellektuellen Vaters, um für viele Jahre im Kibbuz zu leben und zu arbeiten. Durch typische Orte wie die Kibbuzwäscherei, Kibbuzküche, Speisesaal, Kuh- und Hühnerstall, Obstplantagen und das Schwimmbad war auch mir, die ich Ende der 1990er Jahre vorübergehend in einem Kibbuz gelebt habe, der Schauplatz sofort vertraut. Die Diskussionen um das Kinderhaus verweisen hingegen auf einen konkreten Zeitraum: die goldenen 1950er Jahre der Kibbuzim.

Die Geschichten beschäftigen sich mit menschlichen Grundkonstanten wie Liebe, Einsamkeit oder dem Hadern mit anstehenden Lebensentscheidungen.  weiterlesen

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Veröffentlicht von am 19. März 2014 0 Kommentare

InderKinder

Über den kreativen Umgang mit Zuschreibungen

Buchcover von »InderKinder« mit einem Foto spielender Kinder

Buchcover
© Draupadi Verlag

In der Akademie des Jüdischen Museums stellen Urmila Goel und Nisa Punnamparambil-Wolf morgen das von ihnen herausgegebene Buch InderKinder – Über das Aufwachsen und Leben in Deutschland (Drapaudi Verlag) vor. Es ist die dritte Veranstaltung der Reihe »Neue deutsche Geschichten«, in der wir anhand von Biografien die Geschichte und Gegenwart Deutschlands als Migrationsgesellschaft beleuchten. In der Lesung und Diskussion kommen dieses Mal die Kinder von Migrantinnen und Migranten aus Indien zu Wort, die erst seit der Green-Card-Kampagne im Jahr 2000 auch öffentlich wahrgenommen werden.

Wir haben den beiden Herausgeberinnen Urmila Goel und Nisa Punnamparambil-Wolf vorab drei Fragen gestellt:

Wie kam es zu dem Buchtitel?

Mit dem Buchtitel nehmen wir Bezug auf die ausgrenzende »Kinder statt Inder«-Kampagne aus dem Jahr 2000. Das Wortspiel »InderKinder« geht ironisch damit um, dieser kreative Umgang mit Zuschreibungen war uns wichtig. Mit dem Buch wollen wir zeigen, wie vielfältig Menschen, die in Deutschland aufgewachsen sind und leben, mit der Zuschreibung umgehen, Kind von indischen Migrantinnen und Migranten zu sein.

Das Buch besteht aus zwei Teilen – autobiografischen Erzählungen und Essays. Was für ein Konzept verfolgen Sie damit?   weiterlesen