Gedenktafel für die erste eigene Synagoge der Gemeinde Spandau, die den Novemberpogromen 1938 zum Opfer fiel; Foto: Jüdisches Museum Berlin
Spandau. 16 Jugendliche studieren sorgfältig eine Gedenktafel an einem Hauseingang. Junge, interessierte Menschen mit iPads in der Hand diskutieren lebhaft in den Straßen der Altstadt. Es handelt sich um Schüler*innen einer 9. Klasse der B.-Traven-Oberschule auf Spurensuche nach Orten jüdischen Lebens. Sie testen unser Online-Portal »Topografie jüdischen Lebens in Deutschland«, das erstmals Informationen hierzu bündelt und interaktiv auf einer Karte darstellt (unsere Kollegin Dana Müller berichtete davon bereits hier im Blog).
Im Portal können die Jugendlichen auch eigene Texte, Fotos oder Videos von den entdeckten Orten hochladen. Begeistert testen sie weitere Funktionen, navigieren sich anhand der digitalen Karte durch die jüdischen Orte in der Spandauer Altstadt, klicken Wohnungen an, lesen Texte, betrachten Fotos und stellen unermüdlich Fragen. Orientierung ist für sie kein Thema. So machen sie viele Entdeckungen, z. B. dass die heutige Sparkasse früher ein bekanntes »jüdische Kaufhaus«, das Kaufhaus Sternberg, war. Mit ihrer Begeisterung für den Workshop ziehen sie sogar Passant*innen an. Am Ende bitten sie uns, die Museumspädagoginnen und Projektentwicklerinnen, doch bald wieder so einen Workshop anzubieten.
Sparkasse in der Spandauer Altstadt, ehemals »Kaufhaus M. K. Sternberg«, und Gedenktafel für Julius Sternberg am Eingang der Sparkasse; Fotos: Jüdisches Museum Berlin
So war es.
Naja – so in etwa hätten wir es sehr gerne gehabt, als wir erstmals ausprobierten, wie wir das Online-Portal erfolgreich mit unserem mobilen Museum on.tour – Das Jüdische Museum Berlin macht Schule (mehr zu on.tour auf unserer Website) verbinden können. → weiterlesen
Golem-Kostüm für Death, Destruction, and Detroit II an der Schaubühne Berlin, 1987, Regie: Robert Wilson; Leihgabe: The Jewish Museum, New York
Der Golem wird aus unbelebter Materie zum Leben erweckt. Die Ausstellung über ihn auch. Es wurde bereits viele Tage gebaut, gemalert, gefilzt, gesetzt, geplottet, geschrieben, geschnitten, gehängt und geschüttet. Für die feierliche Eröffnung am 22. September haben wir einen humanoiden Ehrengast eingeladen, der das Publikum begrüßen wird:
REEM und REEM C beim Meet-and-Greet; PAL Robotics, Barcelona
© Scholem Archives, The Jewish National and University Library, Jerusalem, Israel
Bis zu diesem Moment aber wird noch viel passieren. Angereist sind sie schon alle, die Objekte und Kunstwerke. Zum Beispiel das Kleinste in der Größe eines Post-its, 14,5 x 11 cm. Auf dem Notizzettel vermerkte der Mystik-Gelehrte Gershom Scholem (1897–1982) während seiner Recherchen in Oxford den Anfang eines mittelalterlichen Manuskripts, in dem sich ein sogenanntes »Golem-Rezept« befindet. → weiterlesen
Unser Sommerferienprogramm für moderne Schnitzeljäger*innen
David Studniberg mit drei Schnitzeljäger*innen am iPad; Foto: Doris Spiekermann-Klaas, Verlag Der Tagesspiegel
Eben noch erforschen die Schnitzeljäger*innen die Höhle neben der Münzbahn und machen lustige Fotos mit dem iPad, da liest Tom, ein achtjähriger Knirps mit braunem Wuschelkopf, schon die nächste Aufgabe vor: »Sucht nun die schwarzen Pfeile auf dem Boden und lauft ihnen solange nach, bis ihr zu einer Chill-Ecke kommt. Dort könnt ihr…« Noch bevor Tom den Satz beendet, rufen seine beiden Mitstreiter*innen aufgeregt: »Da vorne, da ist die Ecke! Los, komm!« Im Nu flitzen die drei los, vorbei an Moses Mendelssohn, Richtung »Chill-Ecke«, wo sie sich auf das gemütliche Sitzpolster legen und gespannt die nächste Quiz-Frage auf dem Tablet anschauen …
Diese und ähnliche Szenen kann man jetzt während der Ferienzeit täglich in unserer Ausstellung beobachten. Tom und seine Freunde gehören nämlich zu den Gruppen, die am neuen Sommerferienprogramm »App durchs Museum« teilnehmen. → weiterlesen