Apfel, Mango, Feige, Sternfrucht, Zitrone
Diese Frage haben wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Jüdischen Museums Berlin gestellt. Manche Antworten fielen kurz aus, wie z.B. die Antwort einer Kollegin, die »meistens gar nichts« macht »(außer vielleicht ein paar Stücke Apfel in Honig tauchen…)«. Andere hatten eher einen indirekten Charakter, wie etwa eine Abwesenheitsnotiz, die mit »Herzliche Grüße und shana tova« schloss. Hier einige weitere Antworten:
»In diesem Jahr werde ich zu Rosch ha-Schana wie immer zu meiner Oma gehen. Mit einem Unterschied: Ich hoffe, dass sie dieses Mal meinem Rat folgt und die Gefilte Fisch vor dem Servieren aufzuwärmen vergisst, weil sie kalt viel besser schmecken.«
Alina Gromova, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Fellowship-Programms und Guide
Honiggläser, Quelle: Pixabay, CC0-Lizenz
»Wie jedes Jahr begehen wir den Vorabend von Rosch ha-Schana mit Freunden bei einem Abendessen, das durch allerlei Segensprüche geheiligt wird. Wir ertränken Äpfel in Honig und kaufen seltsame Früchte, deren Verzehr uns Rätsel aufgibt. Mit Neuem begehen wir kulinarisch das neue Jahr, das mündet nicht selten in einem biologischen Intelligenztest. Danach gibt es leider keine Krepplach, weil sie niemand mehr zubereiten kann, und ›Gefilte Fisch‹ bestenfalls aus dem Glas. Seine Herstellung würde Tage in Anspruch nehmen, nicht zu reden von dem Gestank, der beim Kochen des Fisches entsteht, der sich im ganzen Haus verteilt und nicht nur die unliebsamen Nachbarn vertreibt. Die restliche Abfolge der Speisen ist unspektakulär. Manche der Dinnergäste gehen an den folgenden zwei Tagen in eine Schul, die entweder nach Kindheitserinnerungen oder nach liturgischem Interesse ausgewählt wird.«
Cilly Kugelmann, Programmdirektorin
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Alpines Jugendhotel
Was ist das Neueste vom Neuen in der jüdischen Jugendszene? Um das herauszufinden, fuhr ich in ein entlegenes Alpendorf zu einem Machane, einem Sommercamp, wo sich unter achtzehnjährige jüdische Jugendliche aus Europa trafen. In der Erwartung, dort jüdische Ideen, Themen, Trends und das Mem der Zukunft auskundschaften zu können, hielt ich Augen und Ohren offen für interessante Modeerscheinungen, coole Musik, neue Medien, Spiele, Slang und Speisen.
Auslöser meiner Suche war der Gedanke an die vielen Neuerungen, die von der gegenwärtigen Generation herbeigeführt wurden. So haben Abweichler ihren traditionellen Tallit (Gebetsmantel) durch eine bunte Variante mit Lilien und Regenbogen ersetzt. Andere haben Trip-Hop-Versionen von jüdischen Liedern produziert, einen Matza Rap und Parodien auf Geschichten aus dem Alten Testament auf YouTube hochgeladen. → weiterlesen
oder was wir von liebenden Frauen lernen können
Vor Kurzem entdeckten wir beim Stöbern im Netz, dass drei junge Jüdinnen eine Gruppe gegründet haben, die sich »für die Vielfalt an unterschiedlichen Facetten jüdischer Identität und … ein sinnstiftendes jüdisches Leben in Berlin« einsetzen möchte. Sie nennt sich Hamakom (hebräisch: ›der Ort‹) und will unter anderem die Begegnung von Israelis und jüdischen Deutschen fördern. Als erste Veranstaltung führt diese Gruppe nun einen Tikkun lel Schawuot zum Thema »Frauen & Liebe« durch. Der Veranstaltungsname ist Programm: Er knüpft an die Tradition an, in der Nacht zu Schawuot bestimmte biblische Texte und deren Auslegungen zu studieren und zu diskutieren. Diese Wahl zeigt, welche Bedeutung das Fest in diskursiv angelegten jüdischen Selbstverständigungsprozessen hat.
Jakob Steinhardt, Illustration zum Buch Rut, 1955-1959, Holzschnitt
© Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Josefa Bar-On Steinhardt, Naharyia, Israel
Schawuot beginnt dieses Jahr am Abend des 14. Mai und endet zwei Tage später. Es ist ein Feiertag von ungewöhnlich vielfältiger Bedeutung, der in jeder Epoche neu entdeckt und definiert wurde. Ursprünglich war er dem Beginn der Erntezeit gewidmet, die eine Pilgerreise in den Jerusalemer Tempel umfasste. Dort brachte man Erstlingsfrüchte und zwei Weizenbrote dar. Im Talmud gilt Schawuot als das Fest, an dem das Volk Israel die Tora empfing. Um sich auf diese Gabe vorzubereiten, wird der Feiertag hier auch als Azeret beschrieben, eine feierliche Versammlung, die vor allem eine Nacht des gemeinsamen Nachdenkens und Diskutierens währt. Das Tikkun lel Schawuot, wie dieses nächtliche Symposium im Hebräischen heißt, bedeutet wörtlich übersetzt: ›die Verbesserung in der Nacht des Wochenfests‹. Es wurde zum ersten Mal im kabbalistischen Sohar-Buch erwähnt und gewann im 16. Jahrhundert an Bedeutung.
Die jüdische Version des gemeinsamen Studierens und Diskutierens unterscheidet sich von ihrem griechischen Pendant, → weiterlesen