Chanukkaleuchter, aufgestellt beim 15. Chanukkaball des Jüdischen Kulturvereins, Berlin 12.12.2004 © Foto: Igor Chalmiev, Schenkung des Jüdischen Kulturvereins an das Jüdische Museum Berlin
Heute vor 25 Jahren, am 22. Januar 1990 wurde der Jüdische Kulturverein gegründet. Einen Monat zuvor, am 13. Dezember 1989 war in vielen Zeitungen der DDR ein über die Presseagentur ADN verbreiteter Aufruf erschienen. Er kündigte einen Zusammenschluss von in der DDR lebenden Juden an, der sich der Verbreitung von Wissen über jüdische Kultur und Geschichte widmen wollte. Der Aufruf kam nicht von ungefähr:
Schon 1986 hatten sich säkulare Juden auf Einladung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin (DDR) zusammen gefunden, um ihren jüdischen Wurzeln nach zu gehen, die für ihre Eltern keine identitätsstiftende Rolle mehr spielten. Aus der 2. Generation der politischen Remigranten, die in der DDR sozialisiert worden waren, formierte sich die Gruppierung »Wir für uns – Juden für Juden«. In regelmäßigen Zusammenkünften → weiterlesen
Vor der Beschneidungsfeier: der Stuhl des Paten und die Babyschale mit Yair © Foto: Birgit Glatzel, Veröffentlichung mit Genehmigung der Künstlerin
Naomi ist vor sechs Jahren zum Judentum übergetreten. Wenig später wurde sie schwanger, zog zu ihrem Freund Avishay nach Tel Aviv und bekam einen Sohn, Yair, der nach traditionellem Ritus beschnitten wurde. Mittlerweile leben alle drei – wenn auch getrennt – in Berlin. Im Gespräch hat Naomi mir die Fotos gezeigt, die sie von der Beschneidungsfeier machte, und erzählt, was sie damals und heute beschäftigt.
Mirjam: Was war Dein erster Gedanke, als Du erfuhrst, dass Du einen Sohn bekommst?
Naomi: Ich habe mich sehr gefreut. Avishay und mir war auch immer klar, dass wir ihn beschneiden lassen würden, aber wir haben uns darüber keine weiteren Gedanken gemacht und auch keinerlei Vorbereitungen getroffen. Im Judentum ist es nämlich so → weiterlesen
Im Sommer 2012 wurde in Deutschland heftig darüber gestritten, ob die Beschneidung von Jungen eine Körperverletzung sei. Dieser so genannten Beschneidungsdebatte ging das Urteil des Kölner Landgerichts voraus, in dem die rituelle Knabenbeschneidung zur »einfachen Körperverletzung« erklärt wurde. Auf dem Höhepunkt der Debatte wurde Rabbiner David Goldberg aus Hof von einem deutschen Arzt angezeigt: Mit seinen Beschneidungen habe er sich der »gefährlich Körperverletzung« schuldig gemacht, so der Vorwurf. Ich habe mich mit ihm über die Anzeige unterhalten, seine Gefühle während dieser Zeit und die Reaktionen, die er damals erlebte.
Rabbiner David Goldberg © privat
Lieber Rabbiner Goldberg, wie kam es zu der Anzeige?
Das ist schnell erklärt: Ich bin wahrscheinlich als Beschneider in Deutschland bekannt und durch meine Website auch leicht zu finden. Beschneidungsgegner suchten ein Opfer – und fanden es in mir. Denn die Menschen, die mich angezeigt haben …
… es waren gleich mehrere?
Ja, es waren mehrere Anzeigen. Aber die Menschen, von denen diese kamen, kannten mich gar nicht. Sie suchten einfach einen Sündenbock.
Wie ging es Ihnen in dieser Zeit? → weiterlesen