In einem Video berichtet die Architektin MJ Long, die wie Kitaj als Amerikanerin in London lebte, über die Zeit, als sie Kitajs Haus in Chelsea umbaute und für ihn Modell saß.
»Ich fand es verwirrender, für ihn Modell zu sitzen, als seine Architektin zu sein. Man hat einfach das Gefühl, als hätte man irgendwie etwas falsch gemacht, vor allem, wenn’s nicht gut läuft, was er einen immer genau spüren lässt. […] Vor und nach den Sitzungen war es eine Freude, weil er sich immer zu einem setzen und sich unterhalten wollte, aber wenn er arbeitete, fühlte ich mich sehr eingeschüchtert von ihm.«
Drei Terroristen bedrohen einen Schriftsteller in seinem Wohnzimmer. Sie verlangen von ihm eine Geschichte. Voller Angst schaut sich der Schriftsteller um und setzt an: »Drei Menschen sitzen in einem Raum«. Das finden die Terroristen nicht witzig. Sie wollen Fiktion, keine Fakten. Doch unter Druck zu dichten, ist schwerer als man denkt. »Es ist schwer, eine Geschichte zu erfinden, wenn man in den Lauf einer geladenen Waffe schaut«, erklärt der Schriftsteller.
Die Titelgeschichte aus Etgar Kerets neuem Erzählband gibt das Programm für alle weiteren 34 Geschichten vor, in denen Dichtung als etwas aufscheint, das täglich in uns entsteht: In Träumen und Tagträumen, beim Phantasieren und Spintisieren und wenn wir lügen, uns sorgen, fluchen oder deprimiert sind.
Erst jetzt, als ich wirklich ganz genau hinsah, bemerkte ich es: Auch mein Lieblingsbild von R.B. Kitaj, Juan de la Cruz, hat eine für seine Malerei so eigentümlich explizite und aggressive sexuelle Komponente: Nackte Frauen sind Vehikel für politische Botschaften – hier zum Vietnamkrieg – und historische Episoden, zum Beispiel über den Hl. Johannes vom Kreuz und der Hl. Theresa von Àvila und deren jüdische Herkunft, was ich grundsätzlich problematisch finde. Aber mir gefällt das Bild nichtsdestotrotz: Ich mag die vielen kräftigen Farben, das dunkelblaue Meer unter dem hellblauen Himmel, die grüne Mütze auf dem Kopf des Soldaten und das Gelb hinter ihm. Das Bild und die Gegensätze, die es in sich vereint – die fein gezeichneten Züge des Soldaten, neben schlichten geometrischen Formen –, strahlen etwas sommerlich Positives aus.