Veröffentlicht von am 1. April 2019 0 Kommentare

Intensive Begegnungen in »Jerusalem«

Reaktionen von Schüler*innen bei Führungen durch die Ausstellung Welcome to Jerusalem. Ein Gespräch mit Marc Wrasse

Plakat mit der Aufschrift »Jerusalem ist jetzt in Berlin«, wobei das u durch eine Menora ersetzt ist

Kampagne zur Ausstellung Welcome to Jerusalem; Jüdisches Museum Berlin, Gestaltung: Preuss und Preuss GmbH

Du arbeitest seit vielen Jahren für das Jüdische Museum Berlin und auch für andere Museen. Was ist besonders an dieser Ausstellung?

Das Jüdische Museum Berlin hat sehr unterschiedliche Besucher*innen – das Publikum ist hier fast so vielseitig wie die moderne Welt selber. Wer das Museum besucht oder hier arbeitet, kann daher recht unterschiedliche Erfahrungen sammeln, auch in experimentellen Ausstellungen wie Gehorsam (mehr zur Ausstellung auf unserer Website). Wegen ihrer sozialen und politischen Bedeutung empfinde ich die Begegnungen bei Führungen durch Welcome to Jerusalem (mehr auf unserer Website) als besonders. Vor allem muslimische Schüler*innen – so unterschiedlich sie untereinander sind, von der dritten türkischen Generation in Deutschland bis zu den syrischen Kriegsflüchtlingen mit ihrer anti-israelischen Prägung – sind in dieser Ausstellung überdurchschnittlich aufmerksam.

Woran liegt das deiner Meinung nach?

 weiterlesen


»Was auch immer du sehen willst – du kommst nach Jerusalem und findest es dort.«

Stimmen von Besucher*innen unserer Jerusalem-Ausstellung

Postkarte mit der Aufschrift "Make hummus not war"

Besucher*innen können einen Kommentar, einen Gruß oder anderes auf eine Postkarte schreiben und sie an einer Wand am Ende der Ausstellung hinterlassen, auf der »nächstes Jahr in Jerusalem« steht; Jüdisches Museum Berlin.

Ich stehe im Gang am Ende der aktuellen Ausstellung Welcome to Jerusalem (mehr dazu auf unserer Website) und spreche nach dem Zufallsprinzip Besucher*innen an, die offen wirken für ein kurzes Gespräch über die Ausstellung.

War das hier gerade Ihr erster Besuch in Jerusalem?

Elke (um die 50 Jahre alt) aus Berlin war im Jahr 2000 in Jerusalem und hat in der Ausstellung einiges wiedererkannt. Norbert (69) aus Bremen war noch nie dort, aber die Ausstellung hat ihm Lust gemacht, »diesen ungeheuren Mischmasch aus Religionen und Völkern« zu sehen.

Auf Marianna und Marta aus Italien, die gerade erstmals ›in der Stadt waren‹, wirkt Jerusalem vor allem alt, international und reich an Geschichte. Lorenza (54), ebenfalls aus Italien, fand die Videoinstallationen in der Ausstellung besonders interessant, weil sie das moderne Jerusalem zeigen, in dem zugleich die Tradition anwesend ist. Alle drei würden wegen der politischen Lage derzeit aber keine reale Reise nach Jerusalem wagen.

Die Israelis Malka (58) und Shani (27) wohnen bei Tel Aviv, kennen aber auch Jerusalem recht gut, Jonny (27) und Nora (24) haben sogar dort geheiratet.

Entspricht das Jerusalembild in der Ausstellung Ihrem Jerusalem?

 weiterlesen


Veröffentlicht von am 22. August 2017 0 Kommentare

Selbstbewusste Schleierträgerinnen

Die italienische Autorin Elena Loewenthal erzählt von starken jüdischen Frauen in der Tora

Noch bis zum 27. August ist die aktuelle Ausstellung Cherchez la femme zu sehen, die sich aus weiblicher Perspektive mit religiösen Kleidungsvorschriften für Frauen auseinandersetzt (mehr zur Ausstellung auf unserer Website). Als ich vom Thema der Ausstellung erfuhr, fiel mir gleich der Roman Attese (2004) der italienischen Autorin Elena Loewenthal ein. (Der Buchtitel kann auf Deutsch sowohl »Erwartungen« als auch »Wartezeiten« bedeuten). Der Roman erzählt in vier großen Kapiteln die Geschichte verschiedener jüdischer Frauenfiguren. Eigentliche Hauptfigur des Romans ist jedoch ein geheimnisvoller Schleier, der die Protagonistinnen von biblischen Zeiten bis ins heutige Venedig hindurch begleitet.

Zwei weiße Schleierarten auf Modell-Köpfen in einer Ausstellung präsentiert

Schleier in der Ausstellung Cherchez la femme; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Mirjam Bitter

Der Schleier kann als Metapher für ein von Frauen bewahrtes und weitergegebenes jüdisches Gedächtnis gelesen werden, das Erinnern und Vergessen, Tradition und Erneuerung miteinander verbindet. Denn jede der Frauenfiguren im Roman legt den Schleier nicht nur aus kulturellen Gründen etwa für Trauerzeiten an, sondern gestaltet ihn auch selbst um, näht eigene Fäden ins Gewebe, oder pflegt zumindest einen sehr eigenwilligen Umgang mit dem geerbten Kleidungsstück.  weiterlesen

Veröffentlicht unter Cherchez la femme, Geschichte
Verschlagwortet mit , , , , , ,