Veröffentlicht von am 15. April 2014 0 Kommentare

Im Ersten Weltkrieg

Das Fest der Befreiung an der Front

Am gestrigen Montagabend, 14. April 2014, hat das achttägige Pessach-Fest begonnen. Den Auftakt bildet jedes Jahr der Seder-Abend, dessen Name sich vom hebräischen Wort seder = Ordnung ableitet, weil dieser Abend in einer besonderen rituellen Abfolge begangen wird.

Das rituelle Programm des Seder-Abends ist in einem oft hübsch illustrierten Buch beschrieben, der Haggada. (Ganz besonders kostbare Haggadot zeigen wir übrigens in unserer aktuellen Sonderausstellung »Die Erschaffung der Welt«, und warum auch eine eher unscheinbare Haggada für ein Museum von großem Wert sein kann, hat unser Archivleiter kürzlich in seinem Blogbeitrag beschrieben). Aus der Haggada werden die traditionellen Texte und Lieder rezitiert. Auf den Tisch kommen symbolische Speisen und Getränke, die an bestimmten Zeitpunkten des Abends eingenommen werden.

Zuschauerreihen eines Theatersaals besetzt mit Männern in Uniform

Deutsche Soldaten feiern Pessach im besetzten Jelgava (bei Riga).
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: unbekannt, Schenkung von Lore Emanuel

Was aber unterscheidet diese Nacht von all den anderen Nächten? Diese Frage stellen sich Juden rund um den Globus und Jahr für Jahr beim Seder-Mahl. Die Antwort lautet: Es ist das Fest der Befreiung, erinnert es doch an den Auszug der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei. Jeder soll sich so fühlen, als ob er selbst und noch einmal aus Ägypten ausziehen würde. Um die gewonnene Freiheit symbolisch zu würdigen, lehnt man sich beim Essen und Trinken zum Beispiel gemütlich zurück. Eine Haltung, die in der antiken Welt nur den Freien, nicht aber den Sklaven vorbehalten war.  weiterlesen


Veröffentlicht von am 1. April 2014 1 Kommentar

Am Anfang war … die Schrift

Interview mit Cilly Kugelmann zur Ausstellung »Die Erschaffung der Welt. Illustrierte Handschriften aus der Braginsky Collection«

Mirjam Wenzel: Mit der kommenden Ausstellung zeigt das Jüdische Museum Berlin zum ersten Mal herausragende Beispiele der jahrhundertealten jüdischen Schriftkultur. Welche Bedeutung hat Schrift in der jüdischen Tradition?

Zwei Frauen an einem Tisch betrachten ein ihnen vorliegendes Papier

Cilly Kugelmann und Mirjam Wenzel im Gespräch über die kommende Ausstellung
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Katrin Möller

Cilly Kugelmann: In frühen rabbinischen Textsammlungen, die biblische Texte interpretieren, den Midraschim, ist davon die Rede, dass die Tora bereits vor der Erschaffung der Welt vorhanden war. Einige Rabbiner sehen die Tora sogar als Handbuch der Schöpfung, das Gott bei seinem Werk zu Rate gezogen habe. Diese Auslegungen zeigen, welche außerordentliche Bedeutung dem überlieferten Schrifttum im Judentum zukommt.
Mit dem Verlust der geografischen Heimat Israel wurden Tempelwallfahrten und Opferdienst zugunsten eines Gebetsgottesdienstes aufgegeben, der ortsungebunden ist und überall stattfinden kann. Dabei werden die überlieferten Texte selbst zum wichtigsten und zentralen Moment des Ritus. Das Studium und die Deutung der biblischen Schriften bildet bis heute den Mittelpunkt des geistigen jüdischen Lebens.

Warum wird die Sammlung illustrierter Handschriften von René Braginsky am Jüdischen Museum Berlin unter dem Titel »Die Erschaffung der Welt« gezeigt?   weiterlesen


Veröffentlicht von am 25. März 2014 0 Kommentare

Schränke voller Fotos, Kontaktbögen und Briefe

Meine Woche intensiver Recherchen im Nachlass von Fred Stein

Mit »Brooklyn Bridge« überschriebenes Papier auf dem drei Kontaktabzügen einer New Yorker Stadtansicht

Kontaktbogen Brooklyn Bridge
© Estate of Fred Stein, Foto: Theresia Ziehe

Im Juni 2012 hatte ich die Möglichkeit, mich in den Nachlass von Fred Stein zu vertiefen. In Vorbereitung auf unsere derzeitige Ausstellung »Im Augenblick« reiste ich in den kleinen Ort Stanfordville im State New York und besuchte dort Peter Stein, Sohn des Fotografen und Nachlassverwalter. Eine Woche lang untersuchte ich das umfangreiche und vielschichtige Material, das dort in verschiedenen Räumen des Privathauses lagert. Es war ein unvergessliches Eintauchen in das Werk und Leben Fred Steins.

Hunderte Negative, untergebracht in feuerfesten Schränken, bilden das Herzstück der Sammlung. Ihre unterschiedlichen Formate verweisen auf zwei Kameras, mit denen Stein fotografierte: aufgerollte 35-mm-Negativstreifen der Leica und einzeln in Pergaminhüllen verpackte Negative im Format 6 x 6 cm der Rolleiflex. Die Kameras selbst sind leider nicht erhalten geblieben. Unter den Negativen befinden sich auch Steins allererste Aufnahmen aus Dresden kurz vor seiner Emigration 1933 nach Paris.  weiterlesen