Detail aus einer Megilla, Deutschland, 18. Jahrhundert
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Michaela Roßberg
Am heutigen 16. März feiern die jüdischen Gemeinden dieses Jahr das Purim-Fest. An diesem Tag wird das biblische Buch Esther in der Synagoge laut vorgelesen. Die Geschichte der Jüdin Esther, die das jüdische Volk im persischen Reich vor der Vernichtung Hamans, des höchsten Beamten des Königs rettet, ist nach rituellen Vorschriften nicht in einem Buch, sondern auf einer Pergamentrolle niedergeschrieben. Das Lesen dieser sogenannten Festrolle in hebräischer Sprache wird dabei von der ganzen Gemeinde mit lautstarker Unterstützung begleitet (alternative Bräuche zur geräuschvollen Purim-Ratsche beschrieb unser letztjähriger Blogtext zu Purim).
Im Depot des Jüdischen Museums lagern zurzeit viele besondere Esther-Rollen. Diese 32 Leihgaben werden ab dem 4. April zusammen mit weiteren historischen Handschriften in der Sonderausstellung »Die Erschaffung der Welt. Illustrierte Handschriften aus der Braginsky Collection« gezeigt. → weiterlesen
Gespräch mit Alexis Hyman Wolff
Alexis Hyman Wolff in ihrer Ausstellung »Zur Zeit« im Museum der Dinge, Berlin, Juni 2013.
Foto privat, mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin.
Eines der Werke, die sich aus unserem Kunstautomaten ziehen lassen, ist eine wurzelförmige Kerze, die von der Künstlerin und Kuratorin Alexis Hyman Wolff geschaffen wurde. Mit Christiane Bauer sprach sie über ihr Werk und dessen Hintergründe.
Christiane Bauer: Warum hast du eine Kerze für unseren Kunstautomaten geschaffen?
Alexis Hyman Wolff: Bei dem Gedanken, dass das Objekte nicht sehr groß sein durfte und es vorübergehend im Kunstautomaten eine Bleibe finden würde, wollte ich etwas schaffen, das an ein Souvenir erinnert und so an ein Thema von Museen anknüpft. Kerzen spielen in vielen Kulturkreisen eine Rolle, wenn an bestimmte Dinge erinnert werden soll. So wird im Judentum am Jahrestag des Todes einer geliebten Person oft eine sogenannte Jahrzeit-Kerze angezündet.
Was ist besonders an dem Material, das du verwendet hast?
Die Kerzen sind aus Bienenwachs gemacht, das ich von einem Imkereifachhandel in Berlin beziehe. Meines Wissens ist Bienenwachs eines der wenigen Materialien überhaupt, das beim Verbrennen keinen schwarzen Rauch erzeugt. Das würde erklären, weshalb es heißt, Bienenwachskerzen seien gut für die Luft. Außerdem besagt ein alter, in Europa verbreiteter Volksglaube, dass Familienangehörige nach dem Tod eines Familienmitglieds zu einem Bienennest gehen, den Bienen die Nachricht überbringen und sie zur Beerdigung einladen sollen. Dieser Brauch deutet auf eine Verknüpfung zwischen den Bienen und der spirituellen Welt.
Wie wichtig ist der Aspekt des Erinnerns in deinem Werk? → weiterlesen
»Guten Tag, ich bin Fred Stein, Fotograf, links und ich würde gerne ein Bild von Ihnen machen.«
– Mit diesen Worten eröffnete Fred Stein das Gespräch mit den Menschen, die er gerne porträtieren wollte. Zwischen 1933 und 1967 gelang es ihm auf diese Art und Weise, über 1200 Porträts anzufertigen. Die Worte verdeutlichen nicht nur seinen Mut, auf Menschen zuzugehen. Sie zeigen auch, dass er es verstand, eine Beziehung zu den Personen aufzubauen, die er fotografierte.
Willy Brandt, New York 1957
© Estate of Fred Stein
Fred Stein setzte sich mit seinen Porträtierten und ihren Werken intensiv auseinander. Mit André Malraux, Arthur Koestler und Egon Erwin Kisch und vielen anderen diskutierte er das politische Geschehen in Europa der 1930er und 1940er Jahre. Zu Willy Brandt und einigen anderen Porträtierten entwickelte er eine enge Freundschaft, die bis ans Lebensende halten sollte. Brandt erinnert sich in einem Brief vom 10. Mai 1983:
»Ich begegnete Fred Stein, als wir beide Flüchtlinge waren und das totalitäre Naziregime mit den ziemlich bescheidenen Mitteln bekämpften, die uns zur Verfügung standen. Für seine Zeit war er sehr avantgardistisch, ein brillanter Fotograf, inspiriert von seinem Streben nach Gerechtigkeit und seiner Sorge um die Wahrheit, die sich in seinen Fotografien so deutlich widerspiegeln. → weiterlesen