Jüdische Gegenwart in Deutschland: Wo sind die Jüngeren? Ein Gespräch mit Karen Körber

Farbfotografie von Karen Körber, die mit den Händen gestikuliert

Dr. Karen Körber war die erste Fellow des Jüdischen Museums Berlin. © JMB, Foto: Ernst Fesseler

In den vergangenen Jahren hat die jüdische Gemeinschaft in Deutschland einen tiefgreifenden Wandel erlebt: Die Protagonisten dieses Wandels stehen im Mittelpunkt der Forschungsarbeit von Dr. Karen Körber. Als erste Fellow des Jüdischen Museums Berlin hat sie über zwei Jahre »Lebenswirklichkeiten. Jüdische Gegenwart in Deutschland« erforscht und mir  im Gespräch nun von ihren Erkenntnissen berichtet.

Karen, das Fellowship-Programm des Jüdischen Museums Berlin unterstützt Forschungsvorhaben zur jüdischen Geschichte und Kultur sowie zu Migration und Diversität in Deutschland – Du hast als erste Fellow nun das zweijährige Programm beendet, wie waren Deine Erfahrungen als Pionierin?

Ich fand eine sehr offene Situation vor, in der ich alle Freiheiten genießen konnte. Grundsätzlich ist ein Fellowship eine sehr privilegierte Situation, im Fall des hiesigen Programms bedeutete es auch noch die Anbindung an eine gut aufgestellte Institution mit renommiertem Namen.

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»Ein Symbol der Hoffnung und der Nächstenliebe«

Eine außergewöhnliche Schenkung

Goldener Kettenanhänger mit Frauenkopf

Medaillon mit Heiligenbild © Jüdisches Museum Berlin, Foto Jörg Waßmer, Schenkung von Fred Kranz

Letzte Woche nahm unser Stifter Fred Kranz auf Einladung des Museums an zwei Archivworkshops teil, bei denen er einer Schulklasse aus dem sächsischen Döbeln sowie einer Klasse aus Berlin-Tegel begegnete. Es war bereits das fünfte Mal in den letzten Jahren, dass Herr Kranz, der 1938 in Berlin geboren wurde, aus den USA anreiste, um mit Schülern über sein Leben und das seiner Eltern zu sprechen. Die dreiköpfige Familie Kranz hatte den Krieg auf einem Bauernhof im brandenburgischen Dorf Kallinchen am Motzener See überlebt, bei einem ehemaligen Mitarbeiter seines Vaters.

Bereits 2004 hat Fred Kranz dem Museum eine Sammlung von Dokumenten und Fotografien gestiftet, die jüdisches Leben in Berlin in den ersten Nachkriegsjahren auf beeindruckende Weise dokumentieren. Bei seinem jüngsten Besuch übergab er uns ein ganz besonderes, ja einmaliges Objekt. Die ergreifende Geschichte dazu wollen wir hier in seinen eigenen Worten wiedergeben:  weiterlesen

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»Remember, remember …« – ein Tag im November

Der 9. November war in England, wo ich aufwuchs, kein nationaler Gedenktag. Für uns galt:

»Gedenke, gedenke des 5. November, Pulver, Verschwörung, Verrat …«

Kupferstich einer Gruppe von Männern in einer Unterhaltung

Die Pulververschwörung, Kupferstich ca.1605-06

Der 5. November war das Datum, an dem Guy Fawkes, ein katholischer Renegat, spektakulär beim Versuch gescheitert war, das Parlament in London mit Schießpulver in die Luft zu sprengen. Seit über 400 Jahren hatte er seinen festen Platz im kulturellen Gedächtnis.
Bei uns zu Hause jedoch blieb auch der 9. November nie unerwähnt. Er wurde immer mit Schaudern auf Deutsch kommentiert: »Kristallnacht.« Ein Ausdruck, für den es auf Englisch keine Entsprechung gibt.

Als ich 2001 nach Deutschland zog, stellte ich staunend fest, dass zum 9. November die organisierten Pogrome gegen Juden im Jahr 1938 tatsächlich ein Thema in den Medien und Gegenstand von Gedenkveranstaltungen waren.  weiterlesen

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