Die Filmhistorikerin Claudia Dillmann über die Artur-Brauner-Filmsammlung in unserer Bibliothek
Der Filmproduzent und Schoaüberlebende Artur Brauner hat unserem Museum 21 Filme zu den Themen Schoa und Nationalsozialismus gestiftet (Sie finden die Filmliste auf unserer Website). Heute würdigt unser Haus die Schenkung mit einem Thementag im Beisein Artur Brauners und seiner Familie.
Claudia Dillmann; Foto: Deutsches Filminstitut/Uwe Dettmar
Vorab befragten wir Claudia Dillmann zu Artur Brauner und dem Reiz seiner Filmproduktionen insbesondere für ein jüdisches Museum. Die Filmhistorikerin leitet das Deutsche Filminstitut in Frankfurt am Main, initiierte das Internetportal www.filmportal.de und ist ausgewiesene Artur-Brauner-Expertin. Uns erzählte sie von Brauners Interesse für die Opfer der NS-Verbrechen, seiner Verehrung für Romy Schneider, professioneller Mischkalkulation und vom deutschen Publikumsgeschmack.
Mirjam Bitter, Blogredaktion: Liebe Frau Dillmann, wie repräsentativ ist unsere Artur-Brauner-Filmsammlung für das gesamte Filmschaffen von Brauner?
Claudia Dillmann: Die Filme, die Artur Brauner dem Jüdischen Museum Berlin überlassen hat, sind insofern repräsentativ, als sie den einen – ihm besonders am Herzen liegenden – Pol seines Schaffens darstellen: die Auseinandersetzung mit dem Holocaust, dem 49 seiner Familienmitglieder zum Opfer gefallen sind. Diese Filme sieht er als sein »Vermächtnis«, an dem er seit Beginn seiner Karriere arbeitet. Sie sind den Opfern des NS-Regimes gewidmet und bilden einen Zyklus, der für ihn bis heute noch nicht abgeschlossen ist. In ihnen stellte er die Verfolgten des NS-Terrors und die Traumata seiner eigenen Vergangenheit in immer neuen Facetten dar. → weiterlesen
Ansicht der Kabinettausstellung »Im fremden Land. Publikationen aus den Lagern für Displaced Persons« im Untergeschoss des Libeskind-Baus.
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jens Ziehe
In unserer Kabinettausstellung »Im fremden Land« geben wir Einblick in die Publikationstätigkeit jüdischer Überlebender und Flüchtlinge nach 1945, die als sogenannte Displaced Persons (DPs) im besetzten Deutschland gestrandet waren. Für unsere Schau haben wir Bücher unterschiedlichsten Inhalts ausgewählt: Lehrbücher, Judaica, Gedicht- und Prosabände, aber auch historische Dokumentationen oder zionistische Zeitschriften.
Zwei Dinge haben sie jedoch gemeinsam: Erstens ist die Papierqualität dieser Nachkriegsdrucke denkbar schlecht. Zweitens stammen sie alle aus der Staatsbibliothek zu Berlin, die mit ihrer historisch wertvollen Sammlung von DP-Literatur für diese Ausstellung zu Gast im Jüdischen Museum Berlin ist.
Wenn da nicht eine kleine Ausnahme wäre. → weiterlesen
Ein Gespräch mit Rachel Heuberger über die biblische Erzählung von der Bindung Isaaks und die Ausstellung »Gehorsam«
Filmstill aus einer Installation in der Ausstellung »Gehorsam«
© S. Boddeke & P. Greenaway, Foto: Digidaan
Seit einiger Zeit ist im Jüdischen Museum Berlin die Ausstellung »Gehorsam. Eine Installation in 15 Räumen von Saskia Boddeke & Peter Greenaway« zu sehen. Wie jede Ausstellung, so findet auch diese unterschiedlichen Anklang bei unseren Besucherinnen und Besuchern. Im Unterschied zu anderen Ausstellungen aber fällt das Feedback, das uns im Nachhinein erreicht, oft anders aus, als vermutet. So auch dasjenige von Dr. Rachel Heuberger, Kuratorin der Hebraica- und Judaica-Sammlung der Universitätsbibliothek Frankfurt, mit welcher ich unmittelbar nach ihrem Ausstellungsbesuch über ihre Eindrücke und Gedanken sprach.
Mirjam Wenzel: Du hast gerade die Ausstellung »Gehorsam« von Saskia Boddeke und Peter Greenaway besucht. Wie würdest du sie beschreiben? → weiterlesen