Veröffentlicht von am 17. Februar 2015 3 Kommentare

»Teil von etwas Ganzem«: Ein Gespräch über eine rituelle Beschneidung, mit der die Geschichte überwunden wurde

Farbfotografie einer Beschneidungsfeier in der Synagoge mit mehreren Personen

»Eine Feier mit Familie und Freunden«: Die Brit von Jaal, Foto: William Noah Glucroft

In den vergangenen Wochen haben wir auf »Blogerim« von den Diskussionen berichtet, die das Thema Beschneidung nach sich ziehen kann. Dabei sollte allerdings nicht aus den Augen verloren werden, dass für die meisten jüdischen und muslimischen Familien der Ritus eine Selbstverständlichkeit ist – so auch für Amitay und Meital aus Israel. Das Paar lebt in Berlin und hat Anfang Dezember einen Jungen bekommen. Ich habe die beiden gefragt, wie sie die Brit Mila des kleinen Jaal erlebt haben.

Mitte Dezember habt Ihr Jaal in der Synagoge Fraenkelufer von einem Mohel beschneiden lassen. Habt Ihr lange überlegt, ob Ihr diesen Schritt geht?

Meital: Für mich war es gar keine Frage.
Amitay: Für mich auch nicht. Als der Moment immer näher rückte, kamen mir aber doch einige Fragen.  weiterlesen


Veröffentlicht von am 30. Januar 2015 4 Kommentare

Davids Beschneidung: Warum auch ein Fragezeichen eine Geschichte erzählen kann

Ergänzend zu unserer aktuellen Sonderausstellung »Haut ab! Haltungen zur rituellen Beschneidung in Deutschland« hat sich das Team von Blogerim auf die Suche nach jüdischen und muslimischen Interviewpartnern gemacht, die aus ihrer ganz persönlichen Sicht über das Thema berichten können. Weil sie sich für die Beschneidung ihres Sohnes entschieden haben oder dagegen. Wir hörten uns in unserem Bekanntenkreis um, starteten einen Aufruf in unseren Netzwerken und bekamen diverse Rückmeldungen. Einige der Erzählungen, die zunächst zum Schmunzeln anregten, haben uns auch nachdenklich gestimmt – so wie die Geschichte von David.

Schwarz-weiß Fotografie: Ein Mann und zwei Jugendliche spielen Backgammon

Shlomit lernte David im Jüdischen Jugendzentrum Joachimstaler Straße in Berlin kennen. Auf diesem Foto ist ein Bildungsreferent des Jugendzentrums beim Backgammonspiel mit Jugendlichen zu sehen, Berlin 1992 © Foto: Michael Kerstgens, Jüdisches Museum Berlin

Von David erzählte uns Shlomit Tulgan, eine Kollegin aus der Bildungsabteilung, die ihn als Jugendliche kennen gelernt hatte. Er sei Sohn einer assimilierten jüdischen Mutter gewesen und habe sich im Alter von 22 Jahren für eine Beschneidung im Jüdischen Krankenhaus Berlin entschieden. Seine Begründung für diese Entscheidung war damals: Er wolle »zu seinen Wurzeln zurückkehren und das nachholen was seine Eltern ihm verwehrt haben«. David sei »kein Kind von Traurigkeit« gewesen, erinnert sich Shlomit, die ihn vor allem im Jugendzentrum der Jüdischen Gemeinde Berlin in der Joachimstaler Straße traf. Fast jeden Monat  weiterlesen


Veröffentlicht von am 19. Januar 2015 0 Kommentare

»Die Fragen kamen erst im Nachhinein«: ein Gespräch über eine rituelle Beschneidung, die gemischte Gefühle auslöste

Schwarz-weiß Fotografie zeigt einen Tisch vor einem Fenster mit einer Babyschale, links davon ein Stuhl

Vor der Beschneidungsfeier: der Stuhl des Paten und die Babyschale mit Yair © Foto: Birgit Glatzel, Veröffentlichung mit Genehmigung der Künstlerin

Naomi ist vor sechs Jahren zum Judentum übergetreten. Wenig später wurde sie schwanger, zog zu ihrem Freund Avishay nach Tel Aviv und bekam einen Sohn, Yair, der nach traditionellem Ritus beschnitten wurde. Mittlerweile leben alle drei – wenn auch getrennt – in Berlin. Im Gespräch hat Naomi mir die Fotos gezeigt, die sie von der Beschneidungsfeier machte, und erzählt, was sie damals und heute beschäftigt.

Mirjam: Was war Dein erster Gedanke, als Du erfuhrst, dass Du einen Sohn bekommst?

Naomi: Ich habe mich sehr gefreut. Avishay und mir war auch immer klar, dass wir ihn beschneiden lassen würden, aber wir haben uns darüber keine weiteren Gedanken gemacht und auch keinerlei Vorbereitungen getroffen. Im Judentum ist es nämlich so  weiterlesen