Die Regisseurin Canan Turan mit ihrer Großmutter
© Adriana Uribe
In unserer Veranstaltungsreihe »Neue deutsche Geschichten« stellen wir unterschiedliche Perspektiven aus der Migrationsgesellschaft Deutschland vor. Die Geschichten der Migrantinnen und Migranten aus der Türkei, aus Vietnam, Polen, Indien oder Kamerun sind nicht neu – neu ist allein, dass sie als deutsche Geschichten erzählt werden. Am Dienstag, den 8. Juli ist die Regisseurin Canan Turan zu Gast in der Akademie des Jüdischen Museums. In ihrem Film KIYMET erzählt sie die Geschichte ihrer Großmutter, die Anfang der 70er Jahre aus der Türkei nach Berlin kam. Wir haben ihr vorab drei Fragen gestellt:
Wie ist die Idee entstanden, einen Film über Ihre Großmutter Kıymet zu drehen? → weiterlesen
Vorbereitungen auf das pädagogische Programm zur Ausstellung »Die Erschaffung der Welt«
Detail aus einer Megilla (Ester-Rolle), 1750–1800, Elsass.
© Braginsky Collection, Zürich, Foto: Ardon Bar-Hama.
Im pädagogischen Begleitprogramm zu der Wechselausstellung »Die Erschaffung der Welt – Illustrierte Handschriften aus der Braginsky Collection« bieten wir den Workshop »Die Schlange aber war listiger…« an, in dem es um das Erzählen und Tradieren geht. Da die wenigsten Schülerinnen und Schüler, die an dem Workshop teilnehmen, die hebräische Schrift lesen können, wenden wir uns besonders den Illustrationen zu. Neben Darstellungen von David mit der Harfe oder von Adam und Eva, die sich in einigen Handschriften finden, stehen besonders die Illustrationen der Megillot, der Ester-Rollen, im Mittelpunkt dieses Programms. Sechs Megillot sind in der Ausstellung in ganzer Länge ausgerollt zu sehen.
Bevor wir mit den Teilnehmern in die Ausstellung gehen, erzählt ein Guide beispielsweise die Ester-Geschichte. Das Zuhören steht dabei im Vordergrund. Eigene Bilder entstehen vor dem inneren Auge. Danach geht die Gruppe in die Ausstellung und untersucht die Ester-Rollen mit Lupen, so dass sie jetzt ihnen bereits bekannte Szenen der Erzählung entdecken.
Zur Vorbereitung auf diese Workshops haben wir eine Erzähl-Expertin eingeladen. Zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums trafen Prof. Dr. Kristin Wardetzky, die das Fachgebiet des Erzähltheaters an der Theaterpädagogik der Universität der Künste ins Leben gerufen hat und erste Vorsitzende des Vereins Erzählkunst e.V. ist, um sich unter ihrer Anleitung im Erzählen zu üben: → weiterlesen
Zum Geburtstag eines eindringlichen Erzählers
Buchcover »Juden und Worte«
© Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag
Am 4. Mai können wir dieses Jahr einem großen Schriftsteller zum 75. Geburtstag gratulieren, der im letzten Jahr gleich zweimal im Jüdischen Museum Berlin zu Besuch war: Amos Oz. Der preisgekrönte israelische Autor – er erhielt u. a. den Friedenspreis des deutschen Buchhandels (1992) und zuletzt den Franz-Kafka-Literaturpreis (2013) – stellte im vergangenen Oktober mit seiner Tochter, der Historikerin Fania Oz-Salzberger, das gemeinsame Buch Juden und Worte (dt. 2013) vor. In vier Kapiteln beschreiben die »beiden nicht-religiösen israelischen Juden« (S. 15) auf unterhaltsame Weise die historische Kontinuität der jüdischen Tradition anhand einer »Genealogie von Lesen und Schreiben« (S. 29). Sie sinnieren dabei über die mögliche Dichterin des Hoheliedes und andere »Frauen mit Stimme« (S. 77) und denken über die Bedeutung von Zeit und das Verhältnis von »Kollektivität und Individualität« (S. 179) nach.
Wohnhaus in einem realen Kibbuz, Foto: Mirjam Bitter
Als literarischer Autor war Amos Oz im März 2013 mit seinem jüngsten Erzählband Unter Freunden (2103, hebr. Original Bejn chaverim 2012) bei uns im Museum zu Gast. Die acht Erzählungen darin spielen im fiktiven Kibbuz Jikhat. Dass der Autor das Kibbuzleben kennt, merkt man seinen Geschichten gleich an – er verließ als knapp 15-Jähriger das Haus seines intellektuellen Vaters, um für viele Jahre im Kibbuz zu leben und zu arbeiten. Durch typische Orte wie die Kibbuzwäscherei, Kibbuzküche, Speisesaal, Kuh- und Hühnerstall, Obstplantagen und das Schwimmbad war auch mir, die ich Ende der 1990er Jahre vorübergehend in einem Kibbuz gelebt habe, der Schauplatz sofort vertraut. Die Diskussionen um das Kinderhaus verweisen hingegen auf einen konkreten Zeitraum: die goldenen 1950er Jahre der Kibbuzim.
Die Geschichten beschäftigen sich mit menschlichen Grundkonstanten wie Liebe, Einsamkeit oder dem Hadern mit anstehenden Lebensentscheidungen. → weiterlesen