Reaktionen von Schüler*innen bei Führungen durch die Ausstellung Welcome to Jerusalem. Ein Gespräch mit Marc Wrasse
Kampagne zur Ausstellung Welcome to Jerusalem; Jüdisches Museum Berlin, Gestaltung: Preuss und Preuss GmbH
Du arbeitest seit vielen Jahren für das Jüdische Museum Berlin und auch für andere Museen. Was ist besonders an dieser Ausstellung?
Das Jüdische Museum Berlin hat sehr unterschiedliche Besucher*innen – das Publikum ist hier fast so vielseitig wie die moderne Welt selber. Wer das Museum besucht oder hier arbeitet, kann daher recht unterschiedliche Erfahrungen sammeln, auch in experimentellen Ausstellungen wie Gehorsam (mehr zur Ausstellung auf unserer Website). Wegen ihrer sozialen und politischen Bedeutung empfinde ich die Begegnungen bei Führungen durch Welcome to Jerusalem (mehr auf unserer Website) als besonders. Vor allem muslimische Schüler*innen – so unterschiedlich sie untereinander sind, von der dritten türkischen Generation in Deutschland bis zu den syrischen Kriegsflüchtlingen mit ihrer anti-israelischen Prägung – sind in dieser Ausstellung überdurchschnittlich aufmerksam.
Woran liegt das deiner Meinung nach?
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Die italienische Autorin Elena Loewenthal erzählt von starken jüdischen Frauen in der Tora
Noch bis zum 27. August ist die aktuelle Ausstellung Cherchez la femme zu sehen, die sich aus weiblicher Perspektive mit religiösen Kleidungsvorschriften für Frauen auseinandersetzt (mehr zur Ausstellung auf unserer Website). Als ich vom Thema der Ausstellung erfuhr, fiel mir gleich der Roman Attese (2004) der italienischen Autorin Elena Loewenthal ein. (Der Buchtitel kann auf Deutsch sowohl »Erwartungen« als auch »Wartezeiten« bedeuten). Der Roman erzählt in vier großen Kapiteln die Geschichte verschiedener jüdischer Frauenfiguren. Eigentliche Hauptfigur des Romans ist jedoch ein geheimnisvoller Schleier, der die Protagonistinnen von biblischen Zeiten bis ins heutige Venedig hindurch begleitet.
Schleier in der Ausstellung Cherchez la femme; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Mirjam Bitter
Der Schleier kann als Metapher für ein von Frauen bewahrtes und weitergegebenes jüdisches Gedächtnis gelesen werden, das Erinnern und Vergessen, Tradition und Erneuerung miteinander verbindet. Denn jede der Frauenfiguren im Roman legt den Schleier nicht nur aus kulturellen Gründen etwa für Trauerzeiten an, sondern gestaltet ihn auch selbst um, näht eigene Fäden ins Gewebe, oder pflegt zumindest einen sehr eigenwilligen Umgang mit dem geerbten Kleidungsstück. → weiterlesen
Stimmen unserer Besucher*innen zu Cherchez la femme
Seit mehr als drei Monaten können sich die Besucher*innen in unserer aktuellen Ausstellung Cherchez la femme dem Thema Kopfbedeckungen für Frauen in den drei großen Religionen nähern. Die Ausstellung zeigt unter anderem, dass die Grenzen von (religiösen) Kleidungsvorschriften immer wieder neu ausgelotet und interpretiert werden. Da uns die Meinung unserer Besucher*innen sehr interessiert, haben wir uns ein wenig in der Ausstellung umgehört:
Christian (39 Jahre), Ludwigsburg, Gemeindeprediger, unterrichtet Deutsch und Geschichte
Welches Objekt hat Ihnen am besten gefallen?
Verschiedene Stilarten der Kopfbedeckung; Jüdisches Museum Berlin, Foto: Yves Sucksdorff
Die Galerie mit den verschiedenen Arten von Kopfbedeckungen. Mich hat die Liebe zum Detail beeindruckt. Zum Beispiel war mir nicht klar, welche Unterschiede es bei Kopftüchern gibt, etwa zwischen türkischen und arabischen Stilen.
Welche Bedeutung haben Ihre Haare für Sie?
Es ist mir wichtig, dass sie gut aussehen. Ich gehe regelmäßig zum Friseur.
Würden Sie sagen, dass Sie sich an Kleidungsvorschriften halten? → weiterlesen