Eine Geschichte aus dem Kibbuz

Ausschnitt aus dem Buch, links eine Zeichnug, rechts Uhrzeiten mit Beschreibungen

Ausschnitt aus »The Guardian / Sycamore Group«
© Atalya Laufer

Unser Kunstautomat enthält ein kleines Buch, das Einblick in die Lebenswelt der israelischen Kibbuzim gibt. Durch die schlichten, schwarzen Zeichnungen und Texte, die auf Originaldokumenten basieren, stellt die Künstlerin Atalya Laufer (geb. 1979) einen besonderen Aspekt der Kindheit im Kibbuz Hasorea heraus. Zu einem der letzten Jahrgänge gehörend, die in einem Kinderhaus aufwuchs, das von Erziehern geleitet wurde, entführt sie uns in diesem Booklet in die vergangene Welt der Kibbuzim.

Die Texte des Booklets basieren auf Dokumenten aus den frühen 1970er Jahren. In den Kinderhäusern wurde über jedes Vorkommnis innerhalb einer Nachtschicht Buch geführt. So kann man heute noch nachvollziehen, wie der Alltag im Kinderhaus aussah.  weiterlesen


Kennen Sie Eva Samuel?

Aufruf zur Anerkennung vergessener Künstlerinnen

»Wir haben mit Steinen nach ihr geworfen; wir dachten, sie sei eine Hexe.« So erinnert sich eine ehemalige Bewohnerin von Rishon LeZion heute schuldbewusst an ihre Begegnungen mit der Bildhauerin und Puppenherstellerin Edith Samuel. Edith, die ihre langen, dunklen, in Europa üblichen Röcke auch unter der sengenden Sonne des Nahen Ostens trug, litt an einer Fehlbildung. Die Tochter eines liberalen, deutschen Rabbiners und ihre Schwester Eva, die ebenfalls Künstlerin war, verließen in den 1930er Jahren ihre Geburtsstadt Essen und wanderten nach Palästina aus.

Foto von einer Töpferscheibe und weiterem Zubehör

Die Töpferscheibe von Paula Ahronson, der Geschäftspartnerin von Eva Samuel, befindet sich in Privatbesitz und ist seit ihrem Tod 1998 nicht mehr in Betrieb
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Michal Friedlander

Dort gelang es den Schwestern trotz harter Arbeit kaum, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und gebührende Anerkennung blieb ihnen ein Leben lang versagt. Vergessenen Künstlerinnen wie ihnen verhilft das Jüdische Museum Berlin nun zu einem Platz im Licht der Öffentlichkeit. Die Ausstellung »Ton in Ton« zeigt Keramiken von Eva Samuel und anderen Künstlerinnen, die Deutschland nach 1933 verlassen mussten.

Meine Beschäftigung mit vertriebenen deutsch-jüdischen Frauen in der Angewandten Kunst begann viele Jahre vor meiner Begegnung mit den Samuel-Schwestern. Emmy Roth war die Erste, deren Geschichte mein Interesse weckte.  weiterlesen


Israelische Popkultur in der hessischen Provinz

Ich reagiere schon mit Kopfschütteln, wenn deutsche Freunde aus dem hessischen Darmstadt in die umliegende Provinz ziehen. Umso absurder und wagemutiger erscheint die Entscheidung einer israelischen Familie, ihren Wohnsitz von Tel Aviv nicht etwa wie viele Israelis nach Berlin zu verlegen (vgl. den Blogtext »Von Israelis für Israelis. Zehn Regeln für Berlin« auf Spree-Aviv.de), sondern ins hessische Niederbrechen zu ziehen. Genau dies aber ist die Ausgangssituation von Sarah Diehls Debütroman Eskimo Limon 9. Sie erlaubt es ihr, einen »Culture-Clash der besonderen Art« darzustellen, wie es im Klappentext heißt.

Buchcover des Romans Eskimo Limon 9, auf dem ein Wald vor einem schwarzen Nachthimmel mit Sternen zu sehen ist

Buchcover
© Atrium Verlag

Da sind auf der einen Seite die israelischen Figuren. Die sind alles andere als versessen auf Gespräche über die deutsche Vergangenheit oder die Geschichte der europäischen Jüdinnen und Juden.

»Das Einzige, was mich im Jüdischen Museum an meine Lebenswelt erinnern wird, werden wahrscheinlich die Metalldetektoren sein, durch die man am Eingang gehen muss.«

Dem israelischen Familienvater Chen wäre es lieber, die Deutschen »würden uns mit Eskimo Limon in Verbindung bringen als mit sechs Millionen Toten.« Der Romantitel bezieht sich also auf die gleichnamige Filmserie, die hierzulande in den achtziger Jahren unter dem Titel Eis am Stiel lief, »eines der wenigen Ereignisse der israelischen Popkultur […], die einem deutschen Publikum bekannt wurden«. Allerdings dachten viele, die Filme kämen aus Italien, was zeigt – so die Autorin im Nachwort –, wie selektiv nichtjüdische Deutsche Israel wahrnehmen und wie beschränkt ihre Vorstellung von Jüdischkeit häufig ist.

Auf der anderen Seite stehen die Eingeborenen Niederbrechens.  weiterlesen

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