Jüdische Gegenwart in Deutschland: Wo sind die Jüngeren? Ein Gespräch mit Karen Körber

Farbfotografie von Karen Körber, die mit den Händen gestikuliert

Dr. Karen Körber war die erste Fellow des Jüdischen Museums Berlin. © JMB, Foto: Ernst Fesseler

In den vergangenen Jahren hat die jüdische Gemeinschaft in Deutschland einen tiefgreifenden Wandel erlebt: Die Protagonisten dieses Wandels stehen im Mittelpunkt der Forschungsarbeit von Dr. Karen Körber. Als erste Fellow des Jüdischen Museums Berlin hat sie über zwei Jahre »Lebenswirklichkeiten. Jüdische Gegenwart in Deutschland« erforscht und mir  im Gespräch nun von ihren Erkenntnissen berichtet.

Karen, das Fellowship-Programm des Jüdischen Museums Berlin unterstützt Forschungsvorhaben zur jüdischen Geschichte und Kultur sowie zu Migration und Diversität in Deutschland – Du hast als erste Fellow nun das zweijährige Programm beendet, wie waren Deine Erfahrungen als Pionierin?

Ich fand eine sehr offene Situation vor, in der ich alle Freiheiten genießen konnte. Grundsätzlich ist ein Fellowship eine sehr privilegierte Situation, im Fall des hiesigen Programms bedeutete es auch noch die Anbindung an eine gut aufgestellte Institution mit renommiertem Namen.

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Frage des Monats:
»Warum müssen die Frauen die Haare nach der Hochzeit entweder mit Perücke oder mit Kopftuch bedecken?«

Wand voller rosa Notizzettel

Fragemauer, Ausstellung „Die ganze Wahrheit“ © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Thomas Valentin Harb

Vor über einem Jahr endete am Jüdischen Museum die Sonderausstellung mit dem Titel »Die ganze Wahrheit…was Sie schon immer über Juden wissen wollten«. Übrig blieben – neben regen Diskussionen und leeren Schaukästen – Tausende pinkfarbener Post-its, die wir aufbewahrt und sorgfältig gelesen haben. Einige der Fragen, Kommentare und Eindrücke, die Besucher uns hier hinterließen, wollen wir in den kommenden Monaten in diesem Blog beantworten, so auch diese:
Orthodoxe Frauen zeigen nach der Hochzeit ihre Haare nicht mehr in der Öffentlichkeit.  weiterlesen


»Remember, remember …« – ein Tag im November

Der 9. November war in England, wo ich aufwuchs, kein nationaler Gedenktag. Für uns galt:

»Gedenke, gedenke des 5. November, Pulver, Verschwörung, Verrat …«

Kupferstich einer Gruppe von Männern in einer Unterhaltung

Die Pulververschwörung, Kupferstich ca.1605-06

Der 5. November war das Datum, an dem Guy Fawkes, ein katholischer Renegat, spektakulär beim Versuch gescheitert war, das Parlament in London mit Schießpulver in die Luft zu sprengen. Seit über 400 Jahren hatte er seinen festen Platz im kulturellen Gedächtnis.
Bei uns zu Hause jedoch blieb auch der 9. November nie unerwähnt. Er wurde immer mit Schaudern auf Deutsch kommentiert: »Kristallnacht.« Ein Ausdruck, für den es auf Englisch keine Entsprechung gibt.

Als ich 2001 nach Deutschland zog, stellte ich staunend fest, dass zum 9. November die organisierten Pogrome gegen Juden im Jahr 1938 tatsächlich ein Thema in den Medien und Gegenstand von Gedenkveranstaltungen waren.  weiterlesen

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