Das Kol Nidre und die »bürgerliche Verbesserung der Juden«

– ein jahrhundertelanger Streit

Ein Feldgeistlicher zelebriert das Kol Nidre vor Soldaten

Bildpostkarte »Kol Nidre vor Metz 1870«, Schenkung von Liselotte Eschenbach, weitere Informationen zum Objekt in unseren Online-Sammlungen
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jens Ziehe

Am 23. September feiern wir dieses Jahr Jom Kippur. Wie immer werden am Vorabend des Versöhnungstages die Synagogen brechend voll sein mit Menschen, die angespannt auf das Singen des Kol Nidre warten. Das Kol Nidre ist ein Gebet in Form einer Erklärung auf Aramäisch und Hebräisch. Darin wird Gott angefleht, »alle Gelübde, Verbote, Bannsprüche, Umschreibungen und alles, was dem gleicht, Strafen und Schwüre, die wir geloben, schwören, als Bann aussprechen, uns als Verbot auferlegen« zu vergessen, und zwar entweder die des vergangenen oder die des kommenden Jahres.
Diese doch recht überraschende Bitte warf bei vielen jüdischen Gelehrten im Laufe der Geschichte die Frage nach der Berechtigung des Kol Nidre auf.  weiterlesen

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Verteilte Rollen, zersetzte Gewissheiten, rote Räume und Kartoffelschäler

– ein Gespräch über die Ausstellung »Gehorsam«

Die Ausstellung »Gehorsam. Eine Installation in 15 Räumen von Saskia Boddeke & Peter Greenaway«, die gerade um zwei Monate verlängert wurde, ruft sehr unterschiedliche Reaktionen bei unseren Besucherinnen und Besuchern hervor. Atalya Laufer und Marc Wrasse führen als Guides regelmäßig durch die Ausstellung. Sie erzählten mir nun, welche Erfahrungen sie dabei machen, wie sie die Ausstellung sehen und worauf sie die verschiedenen Reaktionen zurückführen.

Mirjam Wenzel: Wie gestaltet ihr eure Führungen durch die Ausstellung?

Frau vor einer Vitrine mit einem Buch, im Hintergrund andere Ausstellungsbesucher

Besucherin im »Golden Room« mit Manuskripten aus den drei monotheistischen Religionen © Jüdisches Museum Berlin, Foto: Jule Roehr

Marc Wrasse: Unsere Führungen sind eigentlich Begleitungen in drei Teilen: Wir begrüßen die Gruppe und führen ein einleitendes Gespräch, in dem wir darauf hinweisen, dass das Museum diese Ausstellung von zwei Künstlern hat erarbeiten lassen. Dann lesen wir gemeinsam den biblischen Text, auf den die Ausstellung reagiert – und zwar in der Übersetzung von Moses Mendelssohn –, bevor wir die Gruppe der Ausstellung überlassen.

Atalya Laufer: Ich nehme lieber die Übersetzung von Martin Buber und Franz Rosenzweig.

Marc: Aber du liest den Text auch in verteilten Rollen, oder? Dadurch machen wir von vornherein deutlich, dass wir die Ausstellung mit den Besuchern entdecken und erleben wollen.  weiterlesen


Veröffentlicht von am 6. August 2015 0 Kommentare

»Judentum ist für mich Familie«

Vom 27. Juli bis 5. August 2015 finden in Berlin die 14. European Maccabi Games (EMG) statt. Mehr als 2.000 jüdische Sportlerinnen und Sportler aus über 36 Ländern werden in 19 Sportarten wie Fußball, Fechten oder Schach daran teilnehmen. Tamar Lewinsky und Theresia Ziehe begleiten die Spiele mit einer Porträt- und Interviewserie in unserem Blog und stellen hier jeden Tag Sportlerinnen und Sportler aus Berlin vor, die in der deutschen Delegation an den EMG teilnehmen. Die Interviews haben die beiden auf dem Gelände des TuS Makkabi Berlin in Grunewald geführt, wo auch die Porträts von Stephan Pramme entstanden sind.

Daliah Hoffmann (24), Halbmarathon

Junge Frau in Sportkleidung mit Handtuch und Trinkflasche

Daliah (24) Halbmarathon
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Stephan Pramme

Daliah, warum nimmst du an den European Maccabi Games teil?

Ich nehme teil, weil Sport in meinem Leben sehr wichtig ist. Und ich möchte natürlich diese Veranstaltung in Berlin miterleben, diese Gelegenheit darf man sich nicht entgehen lassen. Ich habe mich aber auch ein bisschen überreden lassen, weil ich dieses Jahr schon einmal einen Halbmarathon gelaufen bin und mir das eigentlich gereicht hat. Aber mit der Familie zusammen zu laufen, finde ich einfach schön.

Was sind die Voraussetzungen für die Teilnahme an den Spielen?

Man muss auf jeden Fall nachweisen, dass man jüdisch ist, mit Geburtsurkunden und Urkunden der Familie, soweit ich mich erinnere.  weiterlesen