Golem-Kostüm für Death, Destruction, and Detroit II an der Schaubühne Berlin, 1987, Regie: Robert Wilson; Leihgabe: The Jewish Museum, New York
Der Golem wird aus unbelebter Materie zum Leben erweckt. Die Ausstellung über ihn auch. Es wurde bereits viele Tage gebaut, gemalert, gefilzt, gesetzt, geplottet, geschrieben, geschnitten, gehängt und geschüttet. Für die feierliche Eröffnung am 22. September haben wir einen humanoiden Ehrengast eingeladen, der das Publikum begrüßen wird:
REEM und REEM C beim Meet-and-Greet; PAL Robotics, Barcelona
© Scholem Archives, The Jewish National and University Library, Jerusalem, Israel
Bis zu diesem Moment aber wird noch viel passieren. Angereist sind sie schon alle, die Objekte und Kunstwerke. Zum Beispiel das Kleinste in der Größe eines Post-its, 14,5 x 11 cm. Auf dem Notizzettel vermerkte der Mystik-Gelehrte Gershom Scholem (1897–1982) während seiner Recherchen in Oxford den Anfang eines mittelalterlichen Manuskripts, in dem sich ein sogenanntes »Golem-Rezept« befindet. → weiterlesen
Ein Gespräch mit Peter Weibel über Boris Lurie als ultra-realistischen Neo-Avantgardisten und Pornografie als Metapher der kapitalistischen Gesellschaft
Boris Lurie, »A Jew is dead«, 1964; Boris Lurie Art Foundation, New York, USA
Mirjam Bitter, Blogredaktion: Im Begleitprogramm zu unserer Boris Lurie-Retrospektive halten Sie am 30. Mai 2016 bei uns im Museum einen Vortrag zum Thema »Der Holocaust und das Problem der visuellen Repräsentation« (weitere Informationen in unserem Veranstaltungskalender). Ist damit die These verbunden, dass der Holocaust ein zentraler Aspekt in Boris Luries Werk ist?
Peter Weibel
© ONUK
Peter Weibel: Für die Neo-Avantgarden nach dem 2. Weltkrieg waren der Krieg und der Holocaust, Hiroshima und Nagasaki zentrale traumatische Erfahrungen. Nehmen Sie zum Beispiel das Bild »Hiroshima« (1961) von Yves Klein und das Environment »Zeige Deine Wunde« von Joseph Beuys (1974–1975). Viele Künstler antworteten auf die erlebte Inhumanität mit einer Infragestellung des Humanismus und sogar der Kultur: Warum haben Literatur, Malerei, Musik, Philosophie diese Barbarei des 20. Jahrhunderts nicht verhindern können? → weiterlesen
Ein Gastbeitrag von Rudij Bergmann
Im Begleitprogramm unserer aktuellen Ausstellung »Keine Kompromisse! Die Kunst des Boris Lurie« hat am 21. März 2016 ein Film von Rudij Bergmann Premiere (weitere Informationen in unserem Veranstaltungskalender). In diesem Gastbeitrag erzählt uns der Filmemacher, wie es zu der sehr persönlichen Dokumentation über Boris Lurie kam.
Als ich den Künstler im Zwielicht eines Hausflurs in der 66th Street, East, in New York erstmals sah, da war sie greifbar nahe, seine Sehnsucht nach Europa. Und als wir die Atelier-Wohnung betraten – diese atemberaubende Collage der Erinnerung – da war mir klar: Boris Lurie hatte die Konzentrationslager, die er gemeinsam mit seinem Vater überlebte, mental niemals ganz verlassen.
Das war im Oktober 1996. Ein Film für mein, von mir in allen Belangen selbst zu verantwortendes TV-Kunstmagazin BERGMANNsART war der Grund, zu Lurie nach New York zu eilen. (Der Film ist mit Altersbeschränkung auf YouTube zu sehen.)
Es war der Beginn einer langen Freundschaft. → weiterlesen