Esther von der Rolle

 Detail einer Esther-Rolle mit dem bunten Gemälde einer Stadt

Detail aus einer Megilla, Deutschland, 18. Jahrhundert
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Michaela Roßberg

Am heutigen 16. März feiern die jüdischen Gemeinden dieses Jahr das Purim-Fest. An diesem Tag wird das biblische Buch Esther in der Synagoge laut vorgelesen. Die Geschichte der Jüdin Esther, die das jüdische Volk im persischen Reich vor der Vernichtung Hamans, des höchsten Beamten des Königs rettet, ist nach rituellen Vorschriften nicht in einem Buch, sondern auf einer Pergamentrolle niedergeschrieben. Das Lesen dieser sogenannten Festrolle in hebräischer Sprache wird dabei von der ganzen Gemeinde mit lautstarker Unterstützung begleitet (alternative Bräuche zur geräuschvollen Purim-Ratsche beschrieb unser letztjähriger Blogtext zu Purim).

Im Depot des Jüdischen Museums lagern zurzeit viele besondere Esther-Rollen. Diese 32 Leihgaben werden ab dem 4. April zusammen mit weiteren historischen Handschriften in der Sonderausstellung »Die Erschaffung der Welt. Illustrierte Handschriften aus der Braginsky Collection« gezeigt.  weiterlesen


Veröffentlicht von am 30. August 2013 1 Kommentar

Nachhaltige Verstörung

44 Portraits hängen an der Wand, davor schwarze Bänke, auf denen iPads liegen

Bereich zum Majdanek-Prozess in der Dauerausstellung
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Alexander Zuckrow

Seit einigen Wochen hängen 44 Porträts in der Dauerausstellung: Die Gemäldeserie von Minka Hauschild mit dem Titel »Majdanek Prozessportraits« zeigt Beteiligte des Majdanek-Prozesses, der vom 26. November 1975 bis zum 30. Juni 1981 am Düsseldorfer Landgericht stattfand. Steht man vor der Wand mit den Porträts, stellt sich unwillkürlich die Frage: »Wer ist hier wer?« Ob es sich um einen ehemaligen Häftling oder SS-Mann handelt, beantworten die Gemälde selbst nicht. Einige Porträts wirken realistisch, bei anderen scheinen die Gesichter verzerrt oder sind bis zur Unkenntlichkeit verwischt. Die Menschen auf ihnen wirken alle, als hätten sie in gewisser Weise Schaden genommen. Die Porträts haben etwas zutiefst Verstörendes.

Ob ein Bild den Richter, einen Verteidiger, einen Zeugen oder Angeklagten darstellt, erfahren unsere Besucher auf den iPads, die auf den Sitzbänken vor der Gemäldewand liegen. Hier wird nicht nur die Rolle geschildert, die die Personen im Majdanek-Prozess innehatten. Man erhält auch einen kurzen Einblick in ihre Biografie und – wenn die Quellen es ermöglichen – in ihre Wahrnehmung des Gerichtsverfahrens.  weiterlesen


Veröffentlicht von am 13. August 2013 5 Kommentare

Auf Augenhöhe

Rotes Schild »Achtung Objekt«

Hinweisschild in unserer Restaurierungswerkstatt, damit niemand ausversehen ein Objekt anfasst oder gar entfernt
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Gelia Eisert

Eigentlich fängt meine Geschichte mit einem Besuch bei uns im Museum an, und sie hebt ein wenig den Vorhang, der das ›Ausstellungsmachen‹ sonst vor den Blicken der Besucher verbirgt. Doch erst muss ich noch eine andere Geschichte erzählen, damit sich beide Erzählungen, die aus der Gegenwart und die aus der Vergangenheit, überhaupt berühren können.

Quer durch unsere Dauerausstellung ist nämlich eine kleine Spur ausgelegt, die auf David Friedländer (1750-1834) hinweist.  weiterlesen