Veröffentlicht von am 24. Juli 2014 0 Kommentare

»Hebräisch, Jiddisch, Aramäisch und manchmal auch Latein«

Ein Gespräch mit Emile Schrijver

Wie wird man Kurator einer Handschriftensammlung?

Emile Schrijver: Während des Studiums – ich habe Hebräisch in Amsterdam studiert – hat uns ein Lektor in die Sammlung mittelalterlicher Manuskripte der Universität in Leiden mitgenommen. Dort, in den beeindruckenden Tresoren konnte ich zum ersten Mal in meinem Leben wirklich alte Handschriften sehen: z.B. die einzige Handschrift des Talmud Jeruschalmi und eine der frühesten Raschi Handschriften. Diese alten Quellen zu sehen und als direkte Konfrontation mit der Geschichte zu erleben – damals schon haben mich diese historischen Bücher gefangen genommen. Ich habe dann viel in der Rosenthaliana studiert und später sogar angefangen dort zu arbeiten. Herr Braginsky suchte vor einigen Jahren einen Kurator für seine erste Ausstellung in Europa. Gemeinsame Bekannte aus der internationalen Welt der Handschriften vermittelten den Kontakt, und es hat sich herausgestellt, dass wir uns mögen und bald eine Vertrauensbasis aufbauen konnten.

Ein Mann sitzt an einem Tisch und hält ein aufgeschlagenes Buch in den Händen

Emile Schrijver und die im Interview erwähnte Harrison Miscellany © und Foto: Darko Todorovic, Dornbirn (A)

Was genau machst Du als Kurator der Braginsky-Collection?

Ich bin für die Sammlung zuständig, sobald Herr Braginsky etwas gekauft hat, also für die Neuzugänge und den Bestand. Die meisten Neuerwerbungen erhalten wir mit einer Kurzbeschreibung, manche werden erst von uns beschrieben, dabei auch inventarisiert und fotografiert. Ich schaue mir den Zustand der Bücher genau an und wenn notwendig, veranlasse ich, dass sie restauriert werden. Auch das Klima im Depot wird von mir überwacht. Ausstellungs- und Reproduktionsanfragen machen uns viel Arbeit. Das Digitalisieren der Bestände ist ein fortlaufender Prozess. Ab und zu möchten sich Gelehrte bestimmte Werke genauer ansehen. Oder es findet eine Präsentation in unseren Räumen statt, z.B. für die European Association of Jewish Museums. Auch Öffentlichkeitsarbeit wie z.B. auf der Jewish Book Week in London 2013 beansprucht viel Vorbereitung.

Was ist in Deinen Augen das Besondere an der Braginsky Collection?  weiterlesen


Veröffentlicht von am 30. Juni 2014 0 Kommentare

Fußball & Erster Weltkrieg – Kleinodien aus unserer Sammlung

Schwarz-weiß Foto einer Fußballmannschaft

Harry Engel (1892-1950) mit der Mannschaft des FC Bayern München, München, September 1916
© Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Alfred Engel, Foto: Jens Ziehe

Am 15. Februar 1940 erreicht die Münchner Familie Engel das rettende Ufer Manhattans – nach vierjährigem Warten auf das amerikanische Visum und der geglückten Flucht aus Nazideutschland. In ihrem Gepäck befinden sich einige Erinnerungsstücke, die der damals 13 Jahre alte Alfred Engel Jahrzehnte später dem Jüdischen Museum Berlin aus dem Nachlass seines Vaters schenken wird. Darunter sind seltene Fotografien aus den 1910er Jahren, in denen Harry Engel (1892-1950) aktiver Fußballer beim FC Bayern München war.

Meine Aufmerksamkeit für das Konvolut  weiterlesen


Musikalische Entdeckungen und eine Künstlerfamilie zwischen Jerusalem und Berlin

Interview mit Elena Bashkirova

Vom 7. bis 11. Mai findet im Glashof unseres Museums erneut das Kammermusikfestival »intonations« statt. Katharina Schmidt-Narischkin und Sylvia Winkler von der Pressestelle unseres Museums sprachen vorab mit der künstlerischen Leiterin Elena Bashkirova.

Katharina Schmidt-Narischkin, Sylvia Winkler: Welchen Themenschwerpunkt setzen Sie als Festivalleiterin in diesem Jahr?

Eine lachende Frau sitzt an einem Konzertflügel

Elena Bashkirova, Festivalleiterin und Pianistin
© Monika Rittershaus

Elena Bashkirova: Zwei Jahrestage geben bei diesem Festival die Schwerpunkte vor: zum einen der Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren und seine unmittelbaren Auswirkungen auf die Musik. Zum anderen natürlich der 150. Geburtstag von Richard Strauss. Beide Jahrestage versprechen ein abwechslungsreiches Programm für »intonations«: 1914 herrschte eine erstaunliche Fülle an musikalischen Stilrichtungen, die sich auch in unseren Konzerten widerspiegeln. Außerdem hat Richard Strauss beinahe sein ganzes Leben lang Kammermusik geschrieben. So konnte ich aus vielen sehr unterschiedlichen Stücken und Genres wählen.

Wie jedes Jahr treffen bei »intonations« Klassiker der Kammermusik auf unbekannte Werke. Welche Komponisten können die Besucher bei der dritten Auflage entdecken?  weiterlesen

Veröffentlicht unter Im Jüdischen Museum Berlin, Musik
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