»Wir haben mit Steinen nach ihr geworfen; wir dachten, sie sei eine Hexe.« So erinnert sich eine ehemalige Bewohnerin von Rishon LeZion heute schuldbewusst an ihre Begegnungen mit der Bildhauerin und Puppenherstellerin Edith Samuel. Edith, die ihre langen, dunklen, in Europa üblichen Röcke auch unter der sengenden Sonne des Nahen Ostens trug, litt an einer Fehlbildung. Die Tochter eines liberalen, deutschen Rabbiners und ihre Schwester Eva, die ebenfalls Künstlerin war, verließen in den 1930er Jahren ihre Geburtsstadt Essen und wanderten nach Palästina aus.
Dort gelang es den Schwestern trotz harter Arbeit kaum, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und gebührende Anerkennung blieb ihnen ein Leben lang versagt. Vergessenen Künstlerinnen wie ihnen verhilft das Jüdische Museum Berlin nun zu einem Platz im Licht der Öffentlichkeit. Die Ausstellung »Ton in Ton« zeigt Keramiken von Eva Samuel und anderen Künstlerinnen, die Deutschland nach 1933 verlassen mussten.
Meine Beschäftigung mit vertriebenen deutsch-jüdischen Frauen in der Angewandten Kunst begann viele Jahre vor meiner Begegnung mit den Samuel-Schwestern. Emmy Roth war die Erste, deren Geschichte mein Interesse weckte. → weiterlesen
Gleich zu Beginn unserer Sonderausstellung »Alles hat seine Zeit« erwarten unsere Besucher hebräische Schriftzeichen, die als ein schwebendes Alphabet mit Salzteigbuchstaben in Szene gesetzt sind. Daneben befindet sich eine Vitrine mit drei Schiefertafeln, die von kindlichen Schreibversuchen im Mittelalter zeugen.
Michael Wiehen erzählte uns bei der Anlieferung, was es mit diesem Fund aus der Archäologischen Zone, dem Jüdischen Museum Köln auf sich hat:
Im Sommer letzten Jahres ging ein globales Kichern durch die jüdische Onlinegemeinde, als ein eBay-Händler einen Navajoanhänger in Form eines Elchs zum Verkauf anbot. Dieses als »einzigartiger, originaler Navajo Elchanhänger, 925 Silber, 0,8 Gramm« beschriebene Schmuckstück war eigentlich ein jüdisches Amulett in Form des hebräischen Worts »chai«. Das Motiv, das übersetzt »Leben« bedeutet, ist beliebt und unter jüdischem Schmuck häufig zu finden. Es besteht aus den zwei Buchstaben Chet und Jod, die eigentlich kaum mit einem Tier zu verwechseln sind. Doch bei diesem Anhänger waren die Buchstaben schematisch und miteinander verbunden dargestellt, so dass sie tatsächlich wie ein Tier mit Hörnern im typisch indianischen Stil aussahen. → weiterlesen