Porträtfotografien von Noga Shtainer
Noga Shtainer während eines Künstlergesprächs anlässlich ihrer Ausstellung in Berlin 2015 © Noga Shtainer
Noga Shtainer war mit ihrer Kamera schon häufig auf Reisen, zum Beispiel für ihre Fotoprojekte »Home for Special Children« in der Ukraine oder »Twins« in Brasilien. Aufnahmen aus diesem Projekt sind seit dem 1. April 2016 im Kunstautomaten in der Dauerausstellung zu erwerben (mehr Informationen auf unserer Website). Seit 2010 lebt die Fotografin in Berlin, wo ich sie vor zwei Jahren kennengelernt habe (mehr dazu in meinem Blogbeitrag vom Mai 2015).
Dass Noga Shtainer Fotografin ist, ist Zufall, denn eigentlich wollte sie Schauspielerin werden. Doch die Aufnahmeprüfung an der WIZO Kunstschule in Haifa bestand sie nicht. Stattdessen wurde ihr empfohlen, sie solle sich für die Fotoklasse bewerben. Zur Einreichung der Bewerbungsmappe blieben Noga allerdings nur zwei Tage Zeit. → weiterlesen
Das tragische Schicksal von Shmuel Dancyger sel. A.
Die Familie am Grab von Shmuel Dancyger; Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Morris Dancyger
Während eines Aufenthalts in meiner kanadischen Heimatstadt Calgary (Alberta) im Sommer 2014 hatte ich Gelegenheit, Morris und Ann Dancyger zu treffen. Beide haben als Kinder den Holocaust überlebt. Morris Dancyger gehörte zu den wenigen Minderjährigen, die am 27. Januar 1945 in Auschwitz von der sowjetischen Armee befreit wurden. In den ikonisch gewordenen Filmaufnahmen, in denen Jungen und Mädchen ihre tätowierten Arme zeigen, steht der damals vierjährige Morris im Zentrum. Ann Dancyger überlebte 1942 zusammen mit ihrer Mutter auf wundersame Weise eine Erschießungsaktion in der Nähe der Stadt Ratno in der heutigen Ukraine, in der sie geboren wurde und anschließend beinahe drei Jahre im Versteck zubrachte. Als der Krieg zu Ende war, machte sie sich auf den Weg Richtung Deutschland. Von dort gelangte sie zwei Jahre später schließlich nach Calgary, wo Verwandte von ihr wohnten. Als ich dort aufwuchs, kannte ich die Dancygers nicht, und obwohl ich viel später etwas über das traurige Schicksal von Morris Dancygers Vater Shmuel gelesen hatte, war mir nicht bewusst, dass seine Witwe und Kinder in Calgary wohnten. → weiterlesen
Die Filmhistorikerin Claudia Dillmann über die Artur-Brauner-Filmsammlung in unserer Bibliothek
Der Filmproduzent und Schoaüberlebende Artur Brauner hat unserem Museum 21 Filme zu den Themen Schoa und Nationalsozialismus gestiftet (Sie finden die Filmliste auf unserer Website). Heute würdigt unser Haus die Schenkung mit einem Thementag im Beisein Artur Brauners und seiner Familie.
Claudia Dillmann; Foto: Deutsches Filminstitut/Uwe Dettmar
Vorab befragten wir Claudia Dillmann zu Artur Brauner und dem Reiz seiner Filmproduktionen insbesondere für ein jüdisches Museum. Die Filmhistorikerin leitet das Deutsche Filminstitut in Frankfurt am Main, initiierte das Internetportal www.filmportal.de und ist ausgewiesene Artur-Brauner-Expertin. Uns erzählte sie von Brauners Interesse für die Opfer der NS-Verbrechen, seiner Verehrung für Romy Schneider, professioneller Mischkalkulation und vom deutschen Publikumsgeschmack.
Mirjam Bitter, Blogredaktion: Liebe Frau Dillmann, wie repräsentativ ist unsere Artur-Brauner-Filmsammlung für das gesamte Filmschaffen von Brauner?
Claudia Dillmann: Die Filme, die Artur Brauner dem Jüdischen Museum Berlin überlassen hat, sind insofern repräsentativ, als sie den einen – ihm besonders am Herzen liegenden – Pol seines Schaffens darstellen: die Auseinandersetzung mit dem Holocaust, dem 49 seiner Familienmitglieder zum Opfer gefallen sind. Diese Filme sieht er als sein »Vermächtnis«, an dem er seit Beginn seiner Karriere arbeitet. Sie sind den Opfern des NS-Regimes gewidmet und bilden einen Zyklus, der für ihn bis heute noch nicht abgeschlossen ist. In ihnen stellte er die Verfolgten des NS-Terrors und die Traumata seiner eigenen Vergangenheit in immer neuen Facetten dar. → weiterlesen