Objekte zur Geschichte unseres Museums
Volontärin Lisa Renner bei der Inventarisierung; Jüdisches Museum Berlin, Foto: David Studniberg
Ich erinnere mich noch gut an einen meiner ersten Arbeitstage im Museum vor einigen Monaten. Zusammen mit meinen beiden neuen Kolleginnen fuhr ich mit dem Aufzug ein Stockwerk tiefer. Wir passierten zwei gesicherte Türen und waren angekommen: im Depot. Dort türmten sich auf zwei Regalen aus Eisen prall gefüllte Kisten und Schachteln sowie Gegenstände aller Art — und damit meine Aufgabe für die nächsten acht Monate als wissenschaftliche Volontärin im Jüdischen Museum Berlin: der Aufbau einer kleinen Spezialsammlung zur Geschichte des Hauses.
Etwas ratlos wühlte ich in dem Sammelsurium von Ausstellungsfaltblättern, Einladungen und Fotos, die mir unbekannte Menschen zeigten, und fragte mich, was eigentlich eine Drahtgans auf Skateboard-Rollen oder ein altes Fahrstuhlschild im Museum machen. → weiterlesen
Wie aus 3000 Sammlungsobjekten eine Kabinettausstellung zum Ersten Weltkrieg wurde
Sammlungsobjekte in unserer aktuellen Ausstellung »Der Erste Weltkrieg in der jüdischen Erinnerung«
© Jüdisches Museum Berlin, Foto: Mariette Franz
Vergangene Woche eröffnete unsere Ausstellung »Der Erste Weltkrieg in der jüdischen Erinnerung«. Sie umfasst vor allem Objekte aus Familiensammlungen, die dem Jüdischen Museum geschenkt wurden und eine ganz persönliche Geschichte erzählen.
Gezeigt werden insgesamt 176 Objekte, die acht Kuratorinnen und Kuratoren, sechs Restauratorinnen und Restauratoren, zwei Ausstellungstechniker, eine Übersetzerin und ein Graphiker ausgewählt, aufbereitet und visuell in Szene gesetzt haben. Das hört sich nach einer ziemlich großen Ausstellung an, und ich habe noch nicht einmal die zahlreichen guten Geister im Hintergrund genannt, insbesondere die studentischen Hilfskräfte und die Hausmeister. Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine Sammlungspräsentation unserer Bestände zum Ersten Weltkrieg in der Vitrine des Rafael Roth Learning Centers. → weiterlesen
Kinderausweis von Beate Rose
© Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Beatrice Steinberg
Heute vor 75 Jahren, am 2. Dezember 1938, erreichte der erste Kindertransport englischen Boden. Unter den letzten Kindern, die auf diese Weise gerettet wurden, befand sich Beatrice Steinberg (damals Beate Rose), eine Stifterin von uns. In ihren Memoiren, die wir im Archiv aufbewahren, erinnert sie sich an ihre Abreise aus Deutschland im Sommer 1939:
»[…] Meine Mutter brachte mich zum Zug, der sich später als einer der letzten Kindertransporte nach England herausstellte […]. Ich war so aufgeregt, dass ich die Treppen zum Bahnhof hochstürzte, ohne meiner Mutter auch nur ›Auf Wiedersehen‹ gesagt zu haben. Sie rief mich zurück, wir umarmten und küssten uns, ich bestieg den Zug, ging zum Fenster und wir winkten uns zu. Das war das letzte Mal, dass ich sie sah.«
Kindertransport-Nummernschild von Beate Rose
© Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Beatrice Steinberg
Für die damals Zwölfjährige war die Reise ein Abenteuer, aber man kann sich vorstellen, wie groß die Verzweiflung gewesen sein muss, die ihre Eltern dazu bewog, die Tochter alleine fortfahren zu lassen. Die Kindertransporte begannen drei Wochen nach dem Novemberpogrom. Beates Vater war zu dieser Zeit im KZ Buchenwald inhaftiert. Ihre Eltern versuchten wie hunderttausende jüdische Männer und Frauen, Deutschland so schnell wie möglich zu verlassen. Doch welches Land würde seine Grenzen für die Flüchtlingsströme öffnen? Restriktive Einreisebedingungen und eine unüberschaubare Bürokratie machten die Emigration zu einem langwierigen und mühsamen Unterfangen. → weiterlesen