Harry Engel (1892-1950) mit der Mannschaft des FC Bayern München, München, September 1916
© Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Alfred Engel, Foto: Jens Ziehe
Am 15. Februar 1940 erreicht die Münchner Familie Engel das rettende Ufer Manhattans – nach vierjährigem Warten auf das amerikanische Visum und der geglückten Flucht aus Nazideutschland. In ihrem Gepäck befinden sich einige Erinnerungsstücke, die der damals 13 Jahre alte Alfred Engel Jahrzehnte später dem Jüdischen Museum Berlin aus dem Nachlass seines Vaters schenken wird. Darunter sind seltene Fotografien aus den 1910er Jahren, in denen Harry Engel (1892-1950) aktiver Fußballer beim FC Bayern München war.
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Kinderausweis von Beate Rose
© Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Beatrice Steinberg
Heute vor 75 Jahren, am 2. Dezember 1938, erreichte der erste Kindertransport englischen Boden. Unter den letzten Kindern, die auf diese Weise gerettet wurden, befand sich Beatrice Steinberg (damals Beate Rose), eine Stifterin von uns. In ihren Memoiren, die wir im Archiv aufbewahren, erinnert sie sich an ihre Abreise aus Deutschland im Sommer 1939:
»[…] Meine Mutter brachte mich zum Zug, der sich später als einer der letzten Kindertransporte nach England herausstellte […]. Ich war so aufgeregt, dass ich die Treppen zum Bahnhof hochstürzte, ohne meiner Mutter auch nur ›Auf Wiedersehen‹ gesagt zu haben. Sie rief mich zurück, wir umarmten und küssten uns, ich bestieg den Zug, ging zum Fenster und wir winkten uns zu. Das war das letzte Mal, dass ich sie sah.«
Kindertransport-Nummernschild von Beate Rose
© Jüdisches Museum Berlin, Schenkung von Beatrice Steinberg
Für die damals Zwölfjährige war die Reise ein Abenteuer, aber man kann sich vorstellen, wie groß die Verzweiflung gewesen sein muss, die ihre Eltern dazu bewog, die Tochter alleine fortfahren zu lassen. Die Kindertransporte begannen drei Wochen nach dem Novemberpogrom. Beates Vater war zu dieser Zeit im KZ Buchenwald inhaftiert. Ihre Eltern versuchten wie hunderttausende jüdische Männer und Frauen, Deutschland so schnell wie möglich zu verlassen. Doch welches Land würde seine Grenzen für die Flüchtlingsströme öffnen? Restriktive Einreisebedingungen und eine unüberschaubare Bürokratie machten die Emigration zu einem langwierigen und mühsamen Unterfangen. → weiterlesen
Walter Brill auf einem Stier in Herzebrock, ca. 1913
© Jüdisches Museum Berlin, Schenkung des Brill Familienarchivs
Bereits 2009 lernte ich Ralph Brill im Jüdischen Museum Berlin kennen. Damals begleitete er eine Stifterin. Nur beiläufig erfuhr ich von seiner interessanten Familiengeschichte. Einige Monate später schickte er mir Kopien von Fotografien und Dokumenten seiner Familie und es wurde schnell klar, dass es sich hierbei um sehr beeindruckende Zeitzeugnisse handelte. Seitdem waren wir immer wieder im Kontakt. Anfang 2013 entschloss sich Ralph Brill, das gesamte Konvolut dem Jüdischen Museum zu schenken. Im Mai kam er zusammen mit seinen drei Kindern, Micah, Loren und Wade, nach Berlin, um die Sammlung zu übergeben. Es wurde ein sehr eindrucksvoller gemeinsamer Tag. Micah, Loren und Wade Brill hatten neben der amerikanischen Staatsbürgerschaft gerade die deutsche erhalten. Die Rechtslage sieht diese Möglichkeit für Personen und ihre Nachfahren vor, die von nationalsozialistischen Ausbürgerungsmaßnahmen betroffen waren. Die Reise nach Berlin war für die drei der erste Aufenthalt in Deutschland und steht im Zusammenhang mit ihrem Interesse, mehr über ihre Vorfahren zu erfahren. → weiterlesen